(Hannover) Mit einem Schneckenmarsch verdeutlichten heute die Milchviehhalter des Bundesverbands Deutscher Milchviehhalter, dass die politischen Anstrengungen um den Ausbau eines wirksamen und effizienten Sicherheitsnetzes für den Milchmarkt deutlich an Fahrt aufnehmen müssen.
Vollgas statt Schneckentempo: Strukturbruch verhindern – Sicherheitsnetz ausbauen
„Die letzten drei Milchkrisen in schneller Folge sollten auch denen, die den größtmöglichen Rückzug der Politik aus dem Milchbereich propagieren, gezeigt haben, dass die Molkereiindustrie und ihre Verbände keinerlei Interesse daran haben, dass sich an der Situation der kompletten Risikoverlagerung auf die Milchviehhalter etwas ändert“, erklärt BDM-Vorsitzender Romuald Schaber. „Wie lange also soll also noch darauf gewartet werden, dass die Branche zur Einsicht kommt und freiwillig an Lösungen arbeitet, die verhindern, dass die Milchbauern Milchkrisen praktisch alleine ausbaden?“
Auch die Molkereien stehen in Wettbewerb zueinander und werden immer daran interessiert sein, ihre Kapazitäten – unabhängig von der Marktsituation – möglichst voll auszulasten und die Kosten für den Milcheinkauf als dem weitaus größten Kostenfaktor so gering wie möglich zu halten.
Die Situation für die Milchviehhalter aber bessert sich erst dann, wenn das Milchangebot auf dem EU-Markt tendenziell eher zu knapp ist.
„Krisenprävention funktioniert nur organisiert auf EU-Ebene. Im Krisenfall muss die EU-Milchmenge organisiert um wenige Prozentpunkte reduziert werden können. Mit der Verknüpfung des zweiten-EU-Hilfspakets mit Mengendisziplin hat man bereits erste Erfahrungen sammeln können, dass dies relativ unkompliziert und zügig umsetzbar ist“, so Schaber.
„Auf dieser Erfahrung gilt es jetzt aufzubauen und das bestehende Sicherheitsnetz entsprechend effizient auszugestalten. Immense Schäden, die nicht nur die Milchviehhalter, sondern den gesamten ländlichen Raum mit riesigen Wertschöpfungsverlusten treffen, könnten verhindert werden, wenn rechtzeitig gehandelt werden kann. Dann würden kleine Schritte genügen, die weder Milchviehhaltern noch den milchverarbeitenden Betrieben weh tun, aber preisstabilisierend wirken.“
Die Milchviehbetriebe sind durch die dritte und bisher schwerste Milchkrise innerhalb von sieben Jahren massiv geschwächt und brauchen dringend eine lang dauernde Phase mit stabilen und auskömmlichen Milchpreisen. Bisher haben die Milcherzeugerpreise noch nicht annähernd ein Niveau erreicht, das auch nur ansatzweise die Rückzahlung der in der Krise zusätzlich aufgenommenen Darlehen oder eine Rücklagenbildung u.a. für nötige Ersatzinvestitionen zulassen würde, die man aufgrund der Krise unterlassen musste.
„Wir beobachten gleichzeitig, dass sich der Milchmarkt äußerst instabil zeigt. Die Milchpulverpreise sind bereits wieder auf Interventionsniveau gefallen und es liegen noch riesige Bestände in der Intervention. Das sollte für die Agrarministerinnen und -minister Handlungsdruck genug bedeuten, mit aller Anstrengung an einem effizienten Krisenmanagement-Programm für den EU-Milchmarkt zu arbeiten“, beschreibt Romuald Schaber die Erwartungen an die Agrarministerkonferenz.
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