Die von US-Präsident Donald Trump angekündigten Zölle in Höhe von 20 Prozent auf Importe aus der Europäischen Union haben das Potenzial zu einer ernsthaften Bedrohung für die deutschen und europäischen Milcherzeuger. Der Bundesverband Deutscher Milchviehhalter e.V. (BDM) sieht mit großer Besorgnis auf diese Entwicklung und fordert ein umgehendes Handeln von Politik und Molkereiindustrie.
Trumps Zollpolitik – jetzt reagieren!

Die USA sind mit Importen europäischer Milchprodukte im Wert von über 2 Milliarden Euro der drittgrößte Abnehmer und damit bisher ein sehr bedeutender Absatzweg für die europäische Milchwirtschaft. Die nun verhängten Zölle drohen diesen wichtigen Absatzkanal erheblich einzuschränken und somit zu einem strukturellen Überangebot an Rohmilch auf dem europäischen Markt zu führen.
Entschlossene politische Reaktion notwendig
„Die Bundesregierung und die EU-Kommission müssen die Entwicklungen rund um Trumps Zollpolitik genau beobachten und umgehend das bestehende Sicherheitsnetz für EU-Agrarmärkte um Instrumente erweitern, mit denen einem Marktungleichgewicht, das durch die Zölle entstehen könnte, effektiv entgegengewirkt werden kann. Nur damit könnte eine erneute Milchmarktkrise verhindert werden“, erklärt BDM-Vorsitzender Karsten Hansen. „Wir fordern das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft auf, unverzüglich mit den Milchviehhaltern in Kontakt zu treten und eine umfassende Folgenabschätzung vorzulegen.“
Die deutschen Milchbauern ermöglichen rund 300.000 Arbeitsplätze entlang der Wertschöpfungskette und sind somit ein unverzichtbarer Sektor der deutschen Wirtschaft. „Diese Arbeitsplätze können nur erhalten werden, wenn wir erneute Marktverwerfungen durch Überproduktion von Rohmilch unbedingt vermeiden“, betont Hansen.
Molkereiindustrie in der Pflicht
Mit Nachdruck weist der BDM auf die Verantwortung der Molkereiindustrie hin: „Es ist bekannt, dass die Molkereiindustrie alle Veränderungen in der Gemeinsamen Marktordnung GMO ablehnt, mit denen man in der Lage wäre, schnell auf sich verändernde Marktsituationen zu reagieren. Angesichts dieser Totalverweigerung ist nun der Moment gekommen, zu beweisen, dass die Molkereiindustrie ohne die marktwirtschaftlichen Maßnahmen auskommen kann, die vom BDM seit langem für notwendig erachtet werden“, stellt Manfred Gilch, Vorstandsmitglied des BDM, fest. „Wir erwarten, dass die Molkereien den Milcherzeugern und der Politik sofort und transparent kommunizieren, wie sie auf eventuelle Veränderungen der Nachfragesituation, z. B. durch ein Einbrechen der Exporte in die USA, reagieren wollen.“
Die sich aktuell abzeichnende Situation bestätigt nach Ansicht des BDM, dass die in der BDM-Zukunftsstrategie 2030 für notwendig erachtete Weiterentwicklung der GMO endlich angegangen werden muss. Die konkreter werdende Möglichkeit einer nächsten Milchmarktkrise muss Anlass sein, ein marktwirtschaftliches Supply-Management-System zu etablieren, das den gesamten Sektor, Milcherzeuger und Molkereien, stärkt. Dieses System würde eine bedarfsorientierte Produktion ermöglichen und den Milcherzeugern endlich Planungssicherheit und stabile, gewinnbringende Preise ermöglichen.
Karsten Hansen fordert: „Wir brauchen eine zeitnahe Reaktion aller Beteiligten. Nur durch ein entschlossenes, gemeinsames Handeln kann die deutsche Milchwirtschaft diese immer wieder auftretenden Herausforderungen meistern.“