Rund 400 Milchbäuerinnen und Milchbauern und über 150 Traktoren verschiedener Verbände zeigten sich am Donnerstag bei Goldsteig in Cham geschlossen und entschlossen. Nach den Aktionen bei Hochland, DMK und Weihenstephan/Müllermilch war dies bereits der vierte Aktionstag im Rahmen der Aktion „Schluss mit Mauern“.
Schluss mit Mauern! Solidarität der Bäuerinnen und Bauern bei der Molkerei-Protestaktion bei Goldsteig in Cham
„Dieser Aktionstag war für uns vor allem deshalb eindrucksvoll, weil schon bei der Vorbereitung und auch an diesem Tag keine Rolle gespielt hat, wer zu welcher Organisation oder welchem Verband gehört“, erklärt BDM-Vorsitzender Stefan Mann. „Die Milchbäuerinnen und Milchbauern haben sich organisationsübergreifend unterstützt und ein deutliches Zeichen gesetzt, dass wir an einem Strang ziehen, wenn es um die Sache geht. Wir haben mit der Aktion in Cham noch einmal untermauert, dass wir weiter hartnäckig für unsere Forderungen einstehen, die vor allem darauf abzielen, den Milchviehbetrieben eine bessere Marktstellung und damit bessere Marktpreise zu verschaffen.
„Goldsteig ist eine von vielen Molkereien, die zwar gerne mal die wirtschaftlich schlechte Lage der Bäuerinnen und Bauern bedauern, aber dann hundert Gründe dafür finden, warum die Verhältnisse doch so bleiben müssen wie sie jetzt sind“, betont Stefan Mann. „Wir haben in unseren Konzepten bewusst auf europäische Lösungen gesetzt, um der Tatsache Rechnung zu tragen, dass die Molkereien untereinander in Wettbewerb stehen und um nicht einzelne Molkereien schlechter zu stellen. Gerade weil der Wettbewerb untereinander hart ist, braucht es politische Veränderungen, die die nötigen gleichen Rahmenbedingungen schaffen und die Position der Milchviehhalter insgesamt stärken. Dagegen aber mauern die Molkereien weiter massiv!“
„Als wir im Herbst/Winter 2020 im Rahmen der Aktionen „Schluss mit lustig“ des Milchdialogs mit unseren Forderungen bei fast allen Verarbeitern in Deutschland vorstellig wurden, hat die Molkerei Goldsteig wie die meisten anderen Molkereien die ablehnende Argumentation des Milchindustrieverbands fast wörtlich übernommen. Damit hat sie ihre Solidarität mit der Lobbyarbeit des MIV und nicht mit den Bauern bekundet und reiht sich damit nahtlos in die „Maurerriege“ der Molkereiwirtschaft ein“, so Mann weiter.
„Es wird immer sehr stark hervorgehoben, dass wir mit der Molkerei doch angeblich in einem Boot sitzen würden und eine gemeinsame Lösung finden sollten. Wie kann es dann sein, dass fast ein Drittel unserer Kosten schon jetzt nicht gedeckt ist, während unsere Produktionskosten in so gut wie in allen Bereichen schier explodieren? Wir verschieben dringend nötige Investitionen, verschulden uns und zehren von der Substanz. Gleichzeitig stehen wir zum wiederholten Male vor riesigen, hochmodernen Molkereiwerken, die uns deutlich vor Augen führen, wo unser fehlendes Milchgeld steckt“, zeigt sich Mann verärgert.
„Würden wir im selben Boot sitzen, hätten die Molkereien die Milchpreise längst deutlich anheben müssen. Die Marktentwicklung hätte es seit Monaten zugelassen. Würden wir im selben Boot sitzen, würde nicht ausgerechnet die Molkereiwirtschaft auf politischer Ebene gegen uns arbeiten.“
„Zum wiederholten Male lässt die Molkereiwirtschaft uns als ihren Marktpartner in einer existenziell besonders extremen Situation hängen“, kritisiert Stefan Mann. „Das zeigt uns nur umso deutlicher, dass wir politische Entscheidungen brauchen, die uns eine bessere Marktstellung verschaffen. Wir fordern die Molkereien weiter auf, ihren Widerstand dagegen einzustellen!“
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