Deutlich gestiegene Preise für Milchprodukte an den globalen wie nationalen Handelsplätzen, ein Börsenmilchwert, der sich auf einen Wert von 40 Cent je Kilogramm Milch für Mitte des Jahres zubewegt und gleichzeitig steigende Kosten für Betriebsmittel – das alles sind Entwicklungen, die eine deutliche Erhöhung der Milcherzeugerpreise geradezu erfordern.
Kontraktverhandlungen mit Lebensmitteleinzelhandel: Molkereien müssen Worten Taten folgen lassen
„Wenn die Molkereiunternehmen bei diesen positiven Marktzeichen wieder nicht in der Lage sind, bei den laufenden Kontraktverhandlungen für die Weiße Linie ein sehr deutliches Plus zu verhandeln, dann muss man ihnen ein Totalversagen unterstellen“, stellt BDM-Vorsitzender Stefan Mann fest. „Dann müsste man unterstellen, dass sich der Milchpreis offenbar weniger am Markt bildet, sondern eher ein politischer Preis zu sein scheint.“
Gefordert sind die Molkereien nach Ansicht des Bundesverbands Deutscher Milchviehhalter BDM e.V. aber nicht nur bei den anstehenden Abschlüssen für Konsummilch, Sahne und Co. Auch auf den internationalen Handelsplätzen, die für die Milchpreisentwicklung in Europa maßgeblich sind, sind für Butter und Milchpulver deutlich höhere Erlöse zu erzielen. Das Gleiche gilt für die industrielle Verwertung.
„Für ihre im März abgelieferte Milch haben die Milcherzeugerinnen und Milcherzeuger von den Molkereiunternehmen gerade einmal eine Milchpreiserhöhung von rund 1 Cent je Kilogramm Milch erhalten – wenn überhaupt. Längst nicht alle Molkereien haben den Erzeugerpreis erhöht“, kritisiert Stefan Mann.
Wie groß noch immer die Diskrepanz zwischen den bundesdeutschen Milcherzeugungskosten und den Milcherzeugerpreisen ist, zeigen die aktuellen Berechnungen auf den Datengrundlagen des Informationsnetzwerkes landwirtschaftlicher Buchführungen der EU-Kommission für Januar 2021. Milcherzeugungskosten von 45,76 Cent/kg steht ein Milcherzeugerpreisniveau von 32,20 Cent/kg gegenüber. „Da ist eine Erhöhung von rund 1 Cent/kg Milch wie ein Tropfen auf den heißen Stein“, stellt der BDM-Vorsitzende fest.
„Auf diesem Niveau lässt man uns Bauern am ausgestreckten Arm verhungern und reizt die Schmerzgrenze der Belastbarkeit auf den Betrieben maximal aus. Es kann keine Rede davon sein, dass Molkereien und Bäuerinnen und Bauern in einem Boot sitzen, wie Äußerungen der Molkereiindustrie glauben machen wollen. Wenn man das Verhalten der Molkereien beobachtet, kann keine Rede davon sein, dass sie alles in ihrer Kraft stehende unternehmen würden, um die sehr angespannte wirtschaftliche Situation auf unseren Höfen zu entspannen“, erklärt BDM-Vorsitzender Mann.
„In den aktuellen Diskussionen fallen sie vor allem dadurch auf, dass sie eigentlich nur betonen, was alles nicht geht. Mit den laufenden Kontraktverhandlungen haben sie nun die Möglichkeit, ihren warmen Worten auch echte Taten folgen zu lassen. Es muss gelingen, die Milcherzeugerpreise in großen Schritten auf das Niveau der Milcherzeugungskosten zu bringen“, fordert Stefan Mann. „Ein weiteres Wegbrechen vielfältiger Strukturen und der Vitalität der ländlichen Räume ist angesichts der großen zukünftigen Herausforderungen dringend zu verhindern – das zeigt sich in der aktuellen Situation überdeutlich.“