Am Montag, 27. Mai, versammelten sich Delegationen von Landwirten aus ganz Europa zu einer beeindruckenden Demonstration im Herzen Brüssels, um für Fairness im Agrarsektor einzutreten – darunter auch Milchviehhalterinnen und Milchviehhalter des BDM und der AbL. Unter dem Motto „Ein faires Einkommen für die Landwirte JETZT!“ trugen die Teilnehmer ihre Forderungen an die parallel tagenden EU-Agrarminister, darunter Cem Özdemir, an die EU-Kommission und das Parlament sowie an landwirtschaftliche Verbände heran.
„Ein faires Einkommen für die Landwirte JETZT!“ – Demonstration des EMB in Brüssel
Als Verband europäischer Milchbauern aus mehr als 15 Ländern hatte das European Milk Board (EMB) die wichtige Demonstration im Vorfeld des Weltmilchtages und der Europawahl organisiert. Die Demonstrationsteilnehmer kamen mit großen nationalen Kühen; den sogenannten Faironikas und Justines, um die Vielfalt und Einheit der Bewegung zu symbolisieren.
„Wir sehen seit Monaten Proteste der LandwirtInnen in ganz Europa. Es ist offensichtlich: Das Agrarsystem muss reformiert werden“, so der Vorsitzende des EMB, Kjartan Poulsen. Wie er betont, sei es jedoch in der aktuellen Diskussion um Lösungen für die Agrarkrise noch nicht deutlich genug, in welche Richtung die Veränderungen gehen müssten. „Eine faire Landwirtschaft, ein faires Einkommen müssen das Ziel für die Reformen sein. Es reicht nicht mehr aus, Schwierigkeiten zu umschiffen – wir müssen die Wurzel des Problems angehen und echte Veränderungen schaffen“, so der gebürtige Däne.
Sein deutscher Kollege und Vizevorsitzende des EMB, Elmar Hannen, verweist auf die Einkommenszahlen, die den großen Nachteil und die soziale Misere für die Landwirtinnen in Europa deutlich vor Augen führen. „Schaut man sich die Einkommen der Landwirte an, dann sieht man, dass wir jahrelang nicht einmal 50 Prozent des EU-Durchschnittseinkommens bekommen haben. 2016 lagen wir sogar unter 40 Prozent und 2021 haben wir das erste Mal überhaupt erst einen Wert über der 50 Prozentmarke erreicht“, so Hannen. „Das ist nicht nur eine ernstzunehmende Schieflage, sondern eine Katastrophe für die LandwirtInnen und ihre Familien sowie auch für die europäische Ernährungssicherheit.“ Nicht nur im Hinblick auf die demnächst stattfindende Europawahl sei jetzt die Zeit gekommen, soziale Fairness endlich zu etablieren. Die Erzeuger verlassen den Sektor in Scharen. Junge Menschen werden von der Perspektivlosigkeit abgeschreckt und sehen keine Möglichkeit, in die Produktion einzusteigen. „Wir vom EMB fordern daher, diese Möglichkeit zum Weiterproduzieren und zum Einstieg jetzt zu schaffen. Die Politik muss einen Rahmen für faire Einkommen in der Wertschöpfungskette installieren, so dass kostendeckende Preise an die Erzeuger endlich realisiert werden können. Denn sonst verlieren wir gemeinsam mit den Produzenten auch unsere Fähigkeit, ausreichend Nahrungsmittel in der EU zu produzieren“, ergänzt Hannen. Auch als Voraussetzung für erfolgreiche Umwelt- und Klimamaßnahmen seien kostendeckende Preise essentiell notwendig.
Boris Gondouin, Vorstandsmitglied des EMB aus Frankreich, weiß, dass sich die Erzeugung von Lebensmitteln und soziale Nachhaltigkeit/Fairness prinzipiell gut kombinieren lassen. „Die Mitglieder des EMB haben sich in den vergangenen Jahren vielseitig für einen fairen Sektor eingesetzt – sei es durch ihre politische Arbeit, das Erarbeiten von realitätsnahen Konzepten und die Förderung von Kostenkalkulationen, oder auch durch die Projekte der Fairen Milch, die sie in verschiedenen Ländern ins Leben gerufen haben. Wir wissen daher, dass Fairness möglich ist und wir fordern den Einsatz dafür europaweit ein. Wir fordern es von der EU-Kommission, dem Parlament und Rat sowie auch von allen Verbänden, die es sich auf die Fahne geschrieben haben, LandwirtInnen zu vertreten. Wer sich Vertreter der Landwirte nennt, muss auch deren vitale Interessen nach vorn bringen!“
BDM-Bundesvorsitzender Karsten Hansen dankt den Milchviehhalterinnen und Milchviehhaltern des BDM, die sich einzeln und in Fahrgemeinschaften auf den Weg nach Brüssel gemacht hat, um die deutschen Faironikas auf einer Strecke von über 3 km durch das Europaviertel in Brüssel zu ziehen.