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Am gestrigen Donnerstag hatte Bundesagrarminister Christian Schmidt zum sogenannten Milchstrukturgespräch als Teil des von ihm initiierten Branchendialogs eingeladen. Ein Dialog scheint die genannte Veranstaltung aber wohl eher nicht gewesen zu sein – eher ein Monolog der Branchenteilnehmer aus der Milchindustrie. Die Milchviehhalter des Bundesverbands Deutscher Milchviehhalter BDM e.V. hatten angesichts des Amtschefs-Wechsel im Bundesministerium wenn auch nicht auf einen Kurswechsel, so doch wenigstens auf eine Änderung der Gesprächskultur hin zu einem echten Dialog mit allen Marktbeteiligten gehofft.
Branchen-Monolog statt -Dialog oder „mehr Schein als Sein“
Auch einige Passagen eines Interviews von „Agra-Europe“ mit Bundesminister Schmidt im Juli hatten aufhören lassen – darunter die Aussage, gesetzgeberisch tätig werden zu wollen, wenn sich die Branche nicht freiwillig bewege. Schmidt äußerte zudem, strukturelle Veränderungen auch nach dieser aktuellen Krise konsequent weiter verfolgen zu wollen, was schließlich in der Aussage gipfelte: „Wer meint, er könne die Krise aussitzen, ohne Anpassungen vorzunehmen, liegt falsch.“ Er wolle die Marktrisiken gerechter innerhalb der Wertschöpfungskette verteilen und nicht alleine bei den Milchviehhaltern belassen, so das selbst erklärte Ziel Schmidts, das er auch mit dem „Branchendialog“, der gestern im Bundesministerium stattfand, erreichen wollte. Ein Ziel, in dem die Milchviehhalter des Bundesverbands Deutscher Milchviehhalter BDM e.V. ihn jederzeit vorbehaltlos unterstützen würden.
Daran aber scheint das Interesse eher gering zu sein. Auch diesmal waren die aktiven Milchviehhalter des BDM, der als Fachverband der Milchviehhalter vor allem die zukunftsorientierten Milcherzeuger vertritt, zum Branchendialog nicht eingeladen.
„Es ist paradox. Man sieht offenbar die Notwendigkeit, die Marktstellung der Milchviehhalter zu verbessern und geht bei der Suche nach Lösungen genau den gleichen Weg, der die Milchviehhalter erst in diese Situation gebracht hat: Man verhandelt über die Köpfe der Milchviehhalter hinweg und mit Marktpartnern, die gerade in der akuten Krise gezeigt haben, dass sie an einer Lösung für die Milchviehhalter überhaupt kein Interesse haben“, kritisiert BDM-Vorsitzender Romuald Schaber.
Entsprechend gehaltlos die Ergebnisse des Branchengesprächs und auch die Pressemitteilung des Milchindustrie-Verbands MIV dazu, in der erklärt wird „Der Markt funktioniert“.
„Dass sich der Markt irgendwann von selbst bereinigen wird, war immer klar. Wir sind der Meinung, dass es sinnvoller ist, mit politischer Unterstützung den Markt so zu gestalten, dass diese Marktbereinigung von den Milchviehhaltern aktiv und freiwillig herbeigeführt werden kann statt passiv zu warten, bis diese finanziell soweit am Ende sind, dass sie sich nicht einmal mehr die Betriebsmittel leisten können und so die Menge zurückgeht. Ein immenser Schaden für die Milchbetriebe und die ländlichen Räume, der absolut vermeidbar gewesen wäre.“
Und weiter: „Wir können überdies nicht nachvollziehen, warum der Bundesminister noch immer ausschließlich auf die Freiwilligkeit der Branchenteilnehmer setzen will, um zu tragfähigen Lösungen für die Zukunft zu kommen, obwohl längst klar ist, dass die wirtschaftlichen Interessen der Branchenmitglieder diametral verschieden sind.“
Der BDM baut darauf, dass die aktiven Milchviehhalter in künftigen Gesprächsrunden des Ministeriums ihre Interessen selbst werden vertreten können und nicht über ihre Köpfe hinweg ihre Zukunft verhandelt wird.