Bei der Pressekonferenz anlässlich des Berliner Milchforums beklagten der Deutsche Bauernverband DBV und der Milchindustrieverband (MIV) am vergangenen Freitag, dass trotz guter Milchpreise immer mehr Milchviehhalter ihre Betriebe aufgäben und die Investitionsbereitschaft der verbleibenden Milchviehbetriebe zu gering ausfiele.
Berliner Milchforum: Phrasen statt Antworten
Die Begründungen dafür lieferten die Verbandsspitzen von MIV und DBV gleich mit: Die Kosten u.a. für den Stallbau seien zu hoch, damit fehle den Landwirten Planungssicherheit. Als Lösung für die Zukunft der Milchviehhaltung wurde insbesondere der Abbau der Bürokratie präsentiert – und der solle gleich damit beginnen, dass Art. 148 GMO nicht umgesetzt werde, so die Auffassung des Milchindustrieverbands. Man brauche bessere Rahmenbedingungen, mehr Planungssicherheit, man brauche Anreize statt Verbote, verlautbarten MIV und DBV.
„Bessere Rahmenbedingungen, mehr Planungssicherheit, Anreize statt Verbote – das sind Forderungen, denen man sich anschließen könnte, wenn nicht entscheidende Aspekte in der Argumentation von DBV und MIV fehlen würden“, stellt BDM-Vorsitzender Karsten Hansen fest. „Fakt ist, dass die aktuellen Milchpreise eben keine wirtschaftlichen Perspektiven bieten und schon gar keine Planungssicherheit. Trotz Milchauszahlungspreisen, die in der Spitze bei über 50 Cent liegen, können im Bundesdurchschnitt die Milcherzeugungskosten damit nicht gedeckt, geschweige denn Planungssicherheit geboten werden.“
„Wer heute in neue Kuhplätze investiert, weiß, dass er in der Regel mindestens 25 Jahre braucht, um diese Investition refinanzieren zu können“, so Hansen weiter. „Was in der übrigen Wirtschaft ein ‚No Go‘ ist, soll in der Landwirtschaft akzeptiert werden. Da brauchen sich die Vertreter von MIV und DBV nicht wundern, wenn die Zahl der Milchviehbetriebe weiter sinkt.“
„Es hilft auch nicht, gebetsmühlenartig Deutschland als Gunststandort für die Milchproduktion zu loben, wenn die Milcherzeugung davon nicht profitieren kann“, bringt es BDM-Vorständin Ursula Trede auf den Punkt. „Wir brauchen ein Milchpreisniveau, mit dem sich Investitionen innerhalb von maximal 10 Jahren rechnen lassen. Oder auf den Milchpreis bezogen – einen um rund 20 Cent höheren Milcherzeugerpreis. Damit können wir auch den Arbeitskräften, die uns fehlen, angemessenere Löhne zahlen und uns als Arbeitgeber attraktiver machen statt Schnappatmung wegen gestiegener Mindestlöhne zur kriegen, die teilweise beinahe der Entlohnung des Betriebsleiters entsprechen. Hier aber hört die Rechenkunst der Vertreter der Verarbeitungsindustrie auf.“
„Es ist natürlich einfacher, gut klingende Forderungen nach weniger Verordnungen und Gesetze, nach mehr Anreizen und damit mehr Planungssicherheit zu stellen – das klingt gut und lenkt vor allem von den wirklichen Notwendigkeiten ab, wenn es um wirtschaftliche Perspektiven geht. So ärgerlich und belastend zu viel Bürokratie ist – kein Betrieb, der für sich gute wirtschaftliche Perspektiven und ein zu bewältigendes Arbeitspensum sieht, würde nur wegen der Bürokratie aufhören,“ fasst Hansen zusammen. „Er würde dafür technische und personelle Lösungen finden, die er sich dann auch leisten könnte.“