Anhebung der Gebührensätze für Tierärzte: Landwirte müssen sie leisten können

Foto: bmel.de, BLE, Thomas Stephan
(Freising) Die Bundesregierung hat vergangene Woche eine Anhebung der Gebührensätze der Tierärztegebührenordnung um 30% für die Beratung von Nutztierhaltern beschlossen und gesteht damit den Tierärzten zu, dass steigende Anforderungen im Tierwohlbereich auch höher bewertet und entlohnt werden müssen.

Nach Auffassung des Bundesverbands Deutscher Milchviehhalter BDM e.V. offenbart sich damit eine offensichtliche Diskrepanz zwischen den berechtigten Anliegen sowohl der Tierärzte als auch der Milchviehhalter.
Die Bundesregierung hat es versäumt, das völlig veraltete und unzureichende Sicherheitsnetz für den EU-Milchmarkt rechtzeitig zum Quotenausstieg zu reformieren und so effizient auszubauen, dass man die in der Milchkrise bei den Milchviehhaltern entstandenen Milliardenverluste hätte vermeiden bzw. verringern können. Mit geeigneten Marktrahmenbedingungen muss vielmehr dafür Sorge getragen werden, dass die Milchviehhalter tatsächlich in der Lage sind, derart steigende Kosten tragen zu können.

Für die Milchviehhalter ist die Tiergesundheit einer der wichtigsten Tierwohl-Aspekte, daher messen sie einer hochwertigen und zeitintensiven Arbeit der Tierärzte eine hohe Bedeutung bei. Dass die Tierärzte ihre Arbeit auch entsprechend bewertet sehen wollen, können die Milchviehhalter, die selbst für eine faire Entlohnung ihrer Arbeit kämpfen, durchaus nachvollziehen.
Problematisch ist in diesem Zusammenhang, dass die Bundesregierung ganz offenbar mit zweierlei Maß misst: Die Milchviehhalter werden weiter dazu angehalten, ihre Kosten immer weiter zu senken, um so vermeintlich zukunftsfähig zu sein. Gleichzeitig erwartet man, dass die Milchviehhalter die erhöhten Forderungen ihrer Marktpartner bezahlen sollen. Gerade den krisengebeutelten Milchviehhaltern fällt dies aber zunehmend schwer.
„Die Forderung muss daher lauten, die Agrarpolitik neu auszurichten – weg vom „Immer billiger, immer mehr“. Die Risiken von Marktverwerfungen dürfen nicht einseitig auf die Milchviehhalter abgewälzt werden. Vielmehr müssen diese mit entsprechender politischer Rahmensetzung in die Lage versetzt werden, am Markt mindestens kostendeckende Preise zu erwirtschaften“, erklärt BDM-Vorsitzender Romuald Schaber.
„Man erklärt den Milchviehhaltern immer wieder, dass ihre Milch günstig sein müsse, damit auch Geringverdiener und Sozialhilfeempfänger sie sich leisten könnten bzw. damit die Milch weltweit wettbewerbsfähig und damit gut exportierbar ist. Das ist eine untragbare Argumentation! Man überfordert die ganze Berufsgruppe der Milchviehhalter massiv, wenn man erwartet, dass quasi auf deren Rücken sozialpolitische Fehlentwicklungen abgefedert werden sollen und Niedrigpreisexporte ermöglicht werden.“
Der BDM fordert die Verbände der Tierärzte als Partner der Landwirte auf, sich gemeinsam mit ihnen für eine wirtschaftlich nachhaltige Milchviehhaltung einzusetzen, die die Landwirte auch künftig in die Lage versetzt, ihren Tieren die bestmögliche Betreuung angedeihen zu lassen und ihre Tierärzte leistungsgerecht zu bezahlen. „In unserer Gesellschaft werden Tierwohlaspekte immer stärker eingefordert. Dafür braucht es eine starke Partnerschaft zwischen Milchviehhaltern und Tierärzten. Wir dürfen nicht zulassen, dass wir uns von unterschiedlichen wirtschaftlichen Interessen auseinander dividieren lassen, sondern müssen gemeinsam an einem Strang ziehen. Bei den Milchviehhaltern muss im Sinne einer nachhaltigen Milchviehhaltung und Tierbetreuung ein deutlich höherer und damit kostendeckender Milcherzeugerpreis ankommen“, bekräftigt Romuald Schaber.