- eine wirtschaftlich nachhaltige Weiterentwicklung der Milchviehbetriebe mit Perspektive für die Zukunft: Es gilt, Arbeitsplätze zu erhalten und auszubauen sowie die Wertschöpfung im ländlichen Raum zu fördern. Das Einkommen der deutschen Milcherzeuger muss grundsätzlich über den Markt, d.h. durch die Arbeit und das Produkt der Milcherzeuger, zu erwirtschaften sein. Die existenzielle Abhängigkeit der Betriebe von öffentlichen Geldern muss reduziert werden. Nur wenn nicht ein Großteil der Agrargelder für die reine Existenzsicherung der landwirtschaftlichen Betriebe verwandt werden muss, bestehen der nötige Gestaltungsspielraum und das ausreichende Finanzvolumen, um deutliche Verbesserungen im Bereich der umwelt-, tier- und klimarelevanten Ziele zu erreichen.
- eine gesellschaftsverträgliche Milchwirtschaft, d. h. eine nachhaltige und vielfältige Milchwirtschaft zum Nutzen aller. Fordern, aber nicht überfordern: Um die zahlreichen Herausforderungen der Gegenwart und Zukunft im Bereich von Tierwohl, Natur- und Klimaschutz meistern zu können, braucht es leistungsfähige, resiliente Betriebe.
- eine sozial verträgliche Milchwirtschaft: Ihre wichtige Ankerfunktion im ländlichen Raum können Milchviehbetriebe nur dann wahrnehmen, wenn nicht permanente Selbstausbeutung und Kostendruck zum sozialen Rückzug der Milchviehhalter führen. Gut ausgebildete, fitte Landwirte werden nur dann die elterlichen Betriebe übernehmen und sich in Ehrenämtern engagieren, wenn Arbeit, Freizeit und Einkommen in einem ausgewogenen Verhältnis zueinanderstehen.
Unsere Forderungen:
Ein Vollkosten deckender Milcherzeugerpreis von mindestens 50 Cent (4,00 % Fett – 3,4 % Eiweiß) muss über den Markt zu erwirtschaften sein!
Dafür braucht es folgende grundsätzliche Bedingungen:
- Eine aktive Verhinderung bzw. Bekämpfung von Milchmarktkrisen
Ein effizientes und wirkungsvolles Sicherheitsnetz, mit dem frühzeitig und präventiv auf drohende Marktverwerfungen reagiert werden kann, ist dafür unerlässlich.
Das Milchmarkt-Krisenmanagement-Konzept des BDM setzt hier an: Es handelt sich dabei um ein zeitlich auf die Krise befristetes, dreistufig aufgebautes Maßnahmenpaket, das auf die Daten der Milchmarktbeobachtungsstelle der EU-Kommission abgestimmt ist und auf den EU-Milchmarkt abzielt. Mit diesem Instrument soll verhindert werden, dass im Falle einer Marktkrise nicht nachgefragte Mengen erst produziert werden, um sie dann teuer einzulagern. - Die verbindliche politische Vorgabe von konkreten Vertragsvereinbarungen über Milcherzeugerpreise, Milchmengen und Vertragsdauer vor Ablieferung der Milch für alle EU-Mitgliedsländer und Marktakteure – auch für Genossenschaften.
Die bisher übliche Preisbildung von oben nach unten, bei der der Milchviehhalter einen Monat nach Milchablieferung nur das erhält, was nach Abzug aller Kosten & Margen von Handel und Molkereien übrigbleibt, verlagert das Marktrisiko komplett auf die Milcherzeuger. Das muss ein Ende haben. - Die Unterstützung der Milcherzeuger in ihren Bündelungsbemühungen und eine wirksame Reduzierung des Marktmachtgefälles zu Ungunsten der Milcherzeuger
Die Marktposition der Erzeuger muss ernsthaft gestärkt werden. Dazu gehört, die Milchviehhalter und ihre Verbände als eigene Branche zu akzeptieren. Die Genossenschaften als Milcherzeugergemeinschaften anzuerkennen und ihnen deshalb eine Sonderstellung einzuräumen, entspricht nicht der Marktrealität und berücksichtigt in keiner Weise die Ergebnisse der Sektoruntersuchung Milch des Bundeskartellamts.
Unsere Strategien/Instrumente zur Zielerreichung:
- Die BDM-Sektorstrategie 2030 (inklusive Milchmarkt-Krisenmanagement-Konzept) und
- ein dauerhafter Dialog mit der Gesellschaft
Zu 1) Die BDM-Sektorstrategie in Grundzügen
Die Aufgabenstellung
Der BDM hat bei der Erarbeitung seiner „Sektorstrategie 2030“ besonderen Wert darauf gelegt, eine Strategie zu erarbeiten, die die Bezeichnung Sektorstrategie 2030 auch verdient. Gefragt ist eine Strategie für den Sektor – statt lediglich einer Strategie des Sektors. Es braucht mehr als den „kleinsten gemeinsamen Nenner“, auf den sich Branchenmitglieder mit teilweise völlig gegensätzlichen Interessen und unterschiedlicher Durchsetzungsfähigkeit zwangsläufig nur einigen können. Der BDM hat mit seiner Sektorstrategie 2030 eine Strategie vorgelegt, die die nötigen Weichenstellungen für die Zukunft in ausreichender Deutlichkeit erläutert und auch visionäre Gedanken enthält. Sie zielt zwingend auf den europäischen Milchmarkt ab. Rein nationale Strategien sind angesichts eines globalen Milchmarkts, multinationaler Unternehmen und ähnlicher Problemstellungen der europäischen Milchviehhalter weder zeitgemäß noch zielführend.
Warum ist eine Sektorstrategie nötig?
Die Probleme des Sektors liegen ganz eindeutig bei den Milchviehhaltern und sind derart eklatant, dass eine Sektorstrategie genau da ansetzen muss. Die Milchviehhalter haben eine extrem schwache Marktstellung und tragen beim gegenwärtigen Preisfindungssystem upside down das allgemeine Marktrisiko praktisch allein. Der Strukturwandel bei den Milchviehhaltern geht überproportional weiter und es findet praktisch kein Wettbewerb um Rohmilch statt. Übergeordnet ist es die fehlende Wirtschaftlichkeit der Milchviehhaltung, für die es Lösungen braucht, um die Milchviehbetriebe nachhaltig weiterentwickeln und die Herausforderungen der Zukunft bewältigen zu können.
Die Zielsetzung und inhaltlichen Bausteine
Zielsetzung der Sektorstrategie ist, die Abhängigkeit der Milchviehhalter von Steuergeldern zu reduzieren und mehr Wettbewerb um die Rohmilch zu ermöglichen. Die BDM-Sektorstrategie enthält mehrere Bausteine, die aufeinander aufbauen und schrittweise umgesetzt werden sollen.
Schritt 1:
- Marktkrisen effizient begegnen – mit dem BDM-Milchmarkt-Krisenmanagement-Konzept
- Vorgabe verbindlicher Verträge zwischen Milchviehhaltern und Milchverarbeitern über konkrete Vereinbarungen von Liefermengen, Milcherzeugerpreis, Dauer der Lieferbeziehung und entsprechende Qualitätsmerkmale
Schritt 2:
- Gründung einer Branchenorganisation Milchviehhalter
Schritt 3:
- Entwicklung eines zukunftsfähigen Milchmarktsystems für die Milcherzeuger
Ein Kernelement der Sektorstrategie 2030 des BDM ist die Anerkennung einer Branchenorganisation Milchviehhaltung. Beispiele aus anderen Ländern haben bereits gezeigt, dass sich in Branchenorganisationen, die paritätisch mit mehreren Akteuren der Wertschöpfungskette besetzt sind, die Milchviehhalter bei Beschlussfassungen immer im Nachteil befinden.
Zu 2) Dauerhafter Dialog mit der Gesellschaft
Der BDM hat sich nie als Gegner der Gesellschaft, sondern als Teil der Gesellschaft begriffen. Wer sich gegen die Gesellschaft positioniert, stellt sich selbst an den Rand der Gesellschaft.
Ein dauerhafter Dialog ist Grundvoraussetzung, um gegenseitiges Verständnis zu schaffen. Einmalige Runde Tische – mit der Erwartung, dabei die „Gegner“ von der eigenen Meinung zu überzeugen – werden die an sie gestellten Erwartungen nie erfüllen können.
Ein dauerhafter Dialog mit der Gesellschaft beinhaltet:
- die direkte Ansprache der Bevölkerung – über unser Produkt „Die faire Milch“, bei Verköstigungen, bei Messen, bei Bauernhof-Besuchen etc.
- ein konsequenter Austausch mit den Verbänden, die die Gesellschaft vertreten und beeinflussen, der über einmalige Runde Tische hinausgeht.
Dialog bedeutet nicht, dass man eigene Positionen aufgeben und die Positionen anderer unkritisch übernehmen muss. Dialog bedeutet in erster Linie, zuzuhören und gegenseitiges Verständnis zu schaffen – als Basis dafür, dass die gegenseitigen Erwartungen und Forderungen tragbar und umsetzbar sind und als Basis dafür, ein offenes Ohr zu finden, wenn „rote Linien“ überschritten werden.
Ein Idealergebnis können gemeinsame Positionierungen sein – müssen aber nicht!