Agrarminister Cem Özdemir besuchte am Dienstag im Rahmen seiner Wahlkampfunterstützung für die bayerischen Grünen auch den Milchviehbetrieb von Familie Höpfl im Kreis Dießen am Ammersee. Gleichzeitig löste er damit auch die Zusage für ein Hof-Treffen ein, das bei einem politischen Gespräch in Berlin mit Vertretern der BDM-Bundesebene bereits vor einiger Zeit vereinbart worden war.
Özdemir zu Gast auf dem BDM-Mitgliedsbetrieb Jackelhof
Familie Josef und Erika Höpfl führten zusammen mit ihren jungen Hofnachfolgern die politischen Gäste, darunter Bundesagrarminister Cem Özdemir, der bayerische Fraktionsvorsitzende Ludwig Hartmann und Landtagsabgeordnete Gabriele Triebel, sowie mehrere BDM-Vertreter aus dem Bundes- und Landesvorstand über ihren sehr gut aufgestellten Betrieb, der mit den Schwerpunkten Milchviehhaltung und Direktvermarktung ökologisch bewirtschaftet wird. Ihr Braunvieh wird in Offenstallhaltung mit Weidegang von April bis Oktober im Kurzrasenweidesystem gehalten. Im Winter werden GPS und Grassilage zugefüttert.
Gezüchtet wird auf Hornlosigkeit, die Milchleistung beträgt 6.000 kg, die zum Teil an die Andechser Molkerei, zum Teil ab Hof an der Milchtankstelle vermarktet wird. Josef und Erika Höpfl machten bei der Betriebsbesichtigung klar: Um die Ziele der Regierung zu erreichen, braucht es starke Milchviehbetriebe – und die sitzen alle im selben Boot. Ob groß oder klein, intensiv oder extensiv – an der Marktsituation kommt kein Politiker mehr vorbei. Als Sprecherin einer Milchliefervereinigung konnte Erika Höpfl aus erster Hand berichten, dass sie es gerade hautnah mitbekommt, wie die Preise auch für Biomilch aufgrund des aktuellen Überangebots zurückgehen.
„Wir werden die Zukunft der Landwirtschaft nicht allein über Fördermittel sichern können. Mit Fördermitteln können wir eine Weiterentwicklung der landwirtschaftlichen Betriebe nur sichern, wenn die Basis – der Produktpreis – stimmt. Und der muss über den Markt kommen, daher muss das Thema eines wirksamen Marktmanagements angegangen werden“, betonte BDM-Vorstandsmitglied und bayerischer Landesvorsitzender Manfred Gilch. Mit konkreten Zahlen rechnete BDM-Vorstandsprecher Hans Foldenauer Minister Özdemir vor, wie hoch der Finanzierungsbedarf wäre, wenn man den Milchgeldverlust von rund 25 Cent gegenüber 2022 mit öffentlichen Mitteln ausgleichen wollte und verdeutlichte damit, dass an Marktveränderungen kein Weg vorbei führt, wenn man die Betriebe erhalten will.
Agrarminister Özdemir hob in diesem Zusammenhang hervor, dass er die Notwendigkeit einer besseren Marktstellung der Erzeugerinnen und Erzeuger durchaus sehe. Die geplante nationale Umsetzung des Art. 148 GMO sei aus seiner Sicht ein erster wichtiger Schritt in Richtung der Stärkung der Erzeuger – auch wenn es hiergegen bereits massiven Widerstand gebe.
Gleichermaßen kritisch und konstruktiv wurde auch über weitere Erwartungen der Betriebe, über politische Versäumnisse und Zwänge wie auch dringende Handlungsfelder wie z.B. die GAP diskutiert.
Özdemir betonte, dass er einige Vorgaben der von der Vorgängerregierung geerbten GAP gerne anders, praxisnaher und sinnvoller gestalten würde. Er sei aber an das aktuelle Recht und Gesetz gebunden. Die Landwirte lud er ein, sich für die Gestaltung der neuen GAP 2027 Gedanken zu machen und einzubringen, wenn die Marktordnung in der neuen GAP – wie von den BDM-Vertretern gefordert – mehr Gewicht erhalten solle.
Deutschlands müsse als eines der wichtigsten Milchländer eine gestaltende Rolle als Impulsgeber einnehmen, mahnte der bayerische Co-Landesvorsitzender Hans Leis auch mit Blick auf nötige Veränderungen auf EU-Ebene an. Jede politische Ebene könne ihren Beitrag dazu leisten – auf Kreisebene, auf Landesebene wie auf Bundesebene. „Die „Münchener Milchmarkterklärung“ war dafür ein gutes Beispiel: Jeder kann und muss in seinem Bereich Impulse setzen, nur so können Veränderungen bis hin zur EU-Ebene angestoßen werden.“
Özdemir warb dafür, gegenseitig offen zu bleiben und sich zuzuhören – das griff er auf, als er zum Ende des Gesprächs versprach, dass sein Ministerium weiterhin „offene Ohren“ für die Vorschläge und Konzepte der Milchviehhalterinnen und Milchviehhalter habe.
Unser herzlicher Dank geht besonders an Familie Höpfl, die ihre Betriebstore geöffnet und an einer langen Tafel alle Gäste hervorragend bewirtet hat!