Kundgebung und szenische Lesung „Die 12 Artikel aus bäuerlicher Sicht heute“ am 20.03.2025 in Memmingen

Ein historischer Ort, ein lebendiges Gedenken, mit Blick nach vorn.
Am Donnerstag, den 20. März 2025, erinnerte man in der Stadt Memmingen auf eindrucksvolle Weise an ein Ereignis, das sich vor exakt 500 Jahren an eben diesem Ort ereignete: Die Verabschiedung der „Zwölf Artikel“ durch das sogenannte „Bauernparlament“ von 1525 – ein bahnbrechendes Dokument bäuerlicher Selbstbestimmung und ein Meilenstein auf dem langen Weg zu Freiheit, Gerechtigkeit und Menschenrechten.

Im Rahmen der Veranstaltung „Die 12 Artikel aus bäuerlicher Sicht heute“, organisiert von der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL), Bundesverband Deutscher Milchviehhalter e.V. (BDM), vom Bündnis „500 Jahre Kampagne“ sowie dem Bündnis für Demokratie und Menschenrechte Memmingen, wurde dieser historische Moment nicht nur gewürdigt, sondern in die Gegenwart übersetzt. Unter dem Motto „Ein Blick zurück – der Zukunft zugewandt“ erlebten Besucher:innen eine kraftvolle Verbindung von Geschichte, Erinnerung und aktuellem politischem Anspruch.

Ein lebendiger Zug mit Landwirten durch die Stadt
Den Auftakt bildete ein symbolträchtiger Zug mit einem historischen Leiterwagen durch die Memminger Innenstadt. In kleiner, aber engagierter Runde zogen Vertreter:innen der beteiligten Organisationen gemeinsam mit Bürger:innen vom Marktplatz bis zum Kramerzunfthaus am Weinmarkt 11 – genau dort, wo 1525 die Zwölf Artikel verfasst wurden. Auf dem Weg dorthin wurden Passant:innen eingeladen, sich dem Zug anzuschließen, zuzuhören, Fragen zu stellen und ins Gespräch zu kommen.
Am Marktplatz – dem Herzstück Memmingens – wurde ein Zwischenstopp eingelegt, der dem öffentlichen Charakter des Anliegens besondere Symbolkraft verlieh: Geschichte sollte nicht musealisiert, sondern in ihrer politischen Relevanz für die Gegenwart sichtbar gemacht werden.

Szenische Lesung: Vergangenheit trifft Gegenwart
Im Kramerzunfthaus angekommen, folgte der inhaltliche Höhepunkt der Veranstaltung: eine szenische Lesung, bei der die historischen Zwölf Artikel von 1525 dialogisch mit heutigen bäuerlichen Forderungen und Erfahrungen in Beziehung gesetzt wurden. Die Texte wurden lebendig vorgetragen, musikalisch untermalt und mit Kommentaren sowie Assoziationen aus Sicht heutiger Landwirt:innen ergänzt.
Die Lesung schlug eine eindrucksvolle Brücke zwischen den existenziellen Nöten und Forderungen der Bauern im 16. Jahrhundert – nach Freiheit, gerechtem Bodenbesitz, Mitbestimmung und einem Ende der Ausbeutung – und den Herausforderungen, mit denen bäuerliche Betriebe heute konfrontiert sind: Landkonzentration, Preisdruck, Klimawandel und einer verfehlten Agrarpolitik.

Impulse aus der bäuerlichen Zivilgesellschaft
In kurzen, prägnanten Ansprachen brachten Vertreter verschiedener Organisationen aktuelle Perspektiven ein. Georg Janßen, ehemaliger Bundesgeschäftsführer der AbL, betonte die Aktualität der Zwölf Artikel als „ursprünglich bäuerliche Menschenrechtserklärung“ und plädierte für eine bäuerliche Landwirtschaft als Zukunftsmodell für Ernährungssouveränität, Klimaschutz und soziale Gerechtigkeit.

Romuald Schaber, Ehrenvorsitzender des Bundesverbands Deutscher Milchviehhalter (BDM), erinnerte daran, dass es auch heute um Existenzsicherung, faire Preise und demokratische Beteiligung gehe. Die Landwirtschaft sei politisch, damals wie heute – weshalb man sich in Debatten einbringen muss.

 

 

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