Deutscher Raiffeisentag: BDM setzt starkes bäuerliches Signal

Nein, eine politische Aktion hatten wir ausnahmsweise mal nicht im Auge, als der BDM mit einem Boot und unserer Faironika auf der Spree unterwegs war. Eine friedliche Meinungsäußerung und Fotoaktion ohne Störungen – und sollte sich jemand stören, dann vielleicht, weil er sich angesprochen fühlt? Angesprochen war nicht die Politik, sondern die Lobbyisten, die die Politik so maßgeblich gestalten.

Beim zweitägigen Deutschen Raiffeisentag 2024 wird ausgiebig über die Zukunftsperspektiven für Deutschland und die Landwirtschaft gesprochen werden – am ersten Tag mit Friedrich Merz als Redner offenbar ausführlich darüber, dass die „Kultur der Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft und Politik nicht (mehr) funktioniere“.
Welch Hohn, wenn man bedenkt, dass es gerade der Raiffeisenverband ist, der an allen für die Landwirtschaft entscheidenden Stellen eine marktpolitische und damit auch wirtschaftliche Besserstellung der Landwirte blockiert und verhindert. „Alle Macht den Bauern“ – das war einmal die Grundidee Raiffeisens. Jetzt gilt nur noch „Alle Macht den Konzernen“ – das haben wir zu Wasser und zu Lande bildlich zum Ausdruck gebracht, als sich ein Großteil der Führungsriege der Agrargenossenschaften aufs Wasser begab, um den Abend im Kreise von Vorstandskollegen zunächst auf der Spree tuckernd und später im Hafen bei gutem Essen und Wein ausklingen zu lassen.

Gerade beim Thema Rohmilchverträge blockieren ausgerechnet der Raiffeisenverband und damit die Genossenschaften (und transportieren das durchaus sehr erfolgreich in die politische Ebene!) – obwohl die Genossenschaften den Bauern eigentlich Macht geben sollten. So mussten eben auch Plakate an Brücken auftauchen, die hoffentlich etwas Inhalt in die Diskussionen der Anzugträger im großen Boot gebracht haben: Wir Milchbauern wollen unabhängig werden von öffentlichen Subventionen, die angesichts klammer Kassen langfristig in der jetzigen Form ohnehin nicht mehr zur Debatte stehen. Und der Grundgedanke Raiffeisens? Wir fordern noch nicht mal „alle Macht den Bauern“ – eine gerechtere Marktmacht- und damit Risikoverteilung innerhalb der Wertschöpfungskette würde schon reichen. Dafür wäre die Umsetzung des Art. 148 GMO ein erster Schritt, dem natürlich weitere folgen müssen.
Die Polizei war schon während unserer Bootsfahrt der Auffassung, dass unsere Botschaften entfernt werden müssen. Für uns nicht ganz nachvollziehbar, da wir ja ohne jede Störung unterwegs waren, aber sei’s drum: Gelesen waren sie schon! Eines wurde nicht nur bildlich deutlich: Bauern und Manager sitzen leider nicht im selben Boot. Und was bleibt: Eine Faironika, die weiter für eine faire Marktteilnahme der Bauern einsteht, weil es bei klammen Kassen und sich häufenden Krisen dringend längerfristig handfeste Konzepte wie unsere Zukunftsstrategie braucht, wenn man die Landwirtschaft in Deutschland erhalten will.