Nach dem Gespräch mit dem Handelsbeauftragten der neuseeländischen Regierung, Mike Peterson, stand nunmehr ein weiteres Informationsgespräch mit dem neuseeländischen Botschafter in der Bundesrepublik, Rupert Holborow, an. Wiederum ging es vor allem um die Aussichten auf dem globalen Milchmarkt, die strukturellen Unterschiede in der Milcherzeugung zwischen der EU und Neuseeland und den Aussichten für ein Freihandelsabkommen zwischen der Europäischen Union und der parlamentarischen Monarchie Neuseeland.
BDM setzt Austausch mit neuseeländischen Regierungsvertretern fort
Begleitet wurde der Botschafter beim Termin, der aus terminlichen Gründen am Münchner Flughafen stand fand, von Botschaftssekretär Nils Holz. Die Nähe zur Alpenregion war bei der Terminfindung nicht zufällig, vertritt der Diplomat doch auch die Vertretungen Neuseelands in Österreich und der Schweiz.
Zu Anfang des Gesprächs erläuterten Johannes Pfaller als BDM-Beiratsvorsitzender und Manfred Gilch, seines Zeichens Vorsitzender des BDM-Landesteams Bayern, die Rolle und Geschichte von BDM und EMB sowie den aktuellen Stand in der europäischen Milchpolitik. Vor allem nahmen sie dabei Bezug auf die Milchkrise 2015/16, die auch aufgrund stetig steigender Milchmengen in der EU ausgelöst wurde, und an deren sich die „traditionellen“ Krisenmaßnahmen der EU die Zähne ausbissen. Auf die Erklärung von Pfaller und Gilch, wonach erst mengenbezogene Kriseninstrumente eine spürbare Wende auf dem Milchmarkt und eine Wiedererstarken der Preise gegeben habe, folgte eine kurze Erläuterung des BDM-Krisenkonzepts.
Schnell einig war sich die Runde um Botschafter Holborow, dass man Preisschwankungen auf dem Markt nicht komplett verhindern könne, dass es aber das Ziel sein müsse, das extreme Auf-und-ab auf dem Markt zu begrenzen und somit ein Stück weit für strukturell kostendeckende Preise sorgen zu können. Eine Zielsetzung, die auch von den neuseeländischen Vertretern uneingeschränkt unterstützt wurde – auch aufgrund der Tatsache, dass die neuseeländischen Milcherzeuger bislang jede Schwankung des Weltmarktes mittragen müssten. Schon in den vergangenen Milchkrisen sei es aufgrund einer über der Nachfrage liegenden weltweiten Anlieferung zu globalen Krisen gekommen, daher sei jede der global bedeutenden Milcherzeugungsregionen in der Verantwortung, eine Marktpflege zugunsten aller Erzeuger vorzunehmen.
Diesen Diskussionspunkt nahm Botschafter Holborow zum Anlass, Ängste vor einer „explodierenden“ neuseeländischen Milcherzeugung zu relativieren. Neuseeland, welches selbst nur gute 10% der EU-Milchmenge produziert, sei durch Herausforderungen im Klima- und Umweltschutz gar nicht in der Lage, die Produktion spürbar auszubauen. So habe die neuseeländische Regierung die Neupflanzung von bis zu einer Milliarde Bäumen beschlossen und auch die Bestrebungen in Bezug auf Wasserschutz werde die weitere Milchproduktion automatisch begrenzen, so Botschafter Holborow. Ebenso sei zu beachten, dass ein Drittel der Fläche Neuseelands aus geschützten Urwäldern bestände und daher wenig zusätzlicher Raum bliebe.
Eine eindeutige Position war von neuseeländischer Seite auch zur Frage des – gerade in der Aushandlung befindliche – Freihandelsabkommens zwischen der Europäischen Union und Neuseeland zu hören: Zwar seien Agrar- und hier auch Milchproduktexporte essentiell für das Land im Süd-Pazifik – allerdings gehe es der neuseeländischen Handelspolitik primär um eine wünschenswerte Diversifizierung der Exportziele. Dies vor allem, da der „Importeur China“ eine zunehmend marktbeherrschende Stellung im Exportgeschäft eingenommen habe. Es sei daher auch nicht im Falle eines Handelsabkommens von einer „Milch-Schwemme“ aus Neuseeland in Richtung EU auszugehen, so der neuseeländische Diplomat. In der Replik machten Johannes Pfaller und Manfred Gilch deutlich, dass der BDM keinesfalls per se gegen Freihandel sei, es allerdings unverrückbare Anforderungen an solche Abkommen gäbe: Neben dem Halten von Erzeugungs- und Sozialstandards sei diese vor allem die Generierung von kostendeckenden Erzeugerpreisen, so die beiden BDM-Milchviehhalter.
Zum Abschluss des 90-minütigen Gesprächs erhielten die neuseeländischen Gäste selbstverständlich auch einige kleine Präsente: Unsere kleine Plüsch-Faironika im Schlüsselanhängerformat und zur Stärkung eine Kostprobe unserer leckeren Fairen-Schokomilch. Im Gegenzug wurde vereinbart, das Gespräch baldmöglichst fortzusetzen.