SH: Projekt „Landwirte in Not“ kommt zur rechten Zeit

Gemeinsames Projekt von Landwirtschaftsministerium, landwirtschaftlichen Verbänden, Kirche, Beratung und landwirtschaftlicher Sozialversicherung möchte Kontakte zwischen Ansprechpartnern und Tierhaltern in Notlagen herstellen. Die Gründe, warum Landwirte in Not geraten, sind vielfältig und treten zugespitzt in wirtschaftlich prekären Situationen auf.  Milchviehhalter des BDM e.V. wollen ihren Berufskollegen helfen, dann sehr schnell die passenden Ansprechpartner und Beratungsangebote zu finden.

(Kiel) Milchviehhalter befinden sich in einer besonderen Situation. Ihre Arbeitswelt ist immer gleichzeitig auch ihre Lebenswelt. Die Verantwortung für ihre Tiere kann weder am Feierabend noch am Wochenende abgelegt werden, Probleme im Stall lasten oft auf der ganzen Familie. Gerade wenn über längere Zeit keine Lösungen gefunden werden, nimmt vielfach ein Teufelskreis seinen Lauf, dem häufig nicht ohne Hilfe von außen zu entkommen ist. An dieser Stelle soll das schleswig-holsteinische Gemeinschaftsprojekt ansetzen. „Oft ist es schwierig für die Betroffenen, sich in der näheren Umgebung Hilfe zu suchen. Die Scham, vermeintlich zu versagen, ist neben der körperlichen und seelischen Erschöpfung sind dann häufig zu stark, um sich Nahestehenden zu öffnen und sich bei diesen Hilfe zu suchen“, erklärt Kirsten Wosnitza, selbst Milchviehhalterin aus Nordfriesland im BDM e.V. „Meist ist es auch sinnvoller, sich Beratung von neutraler Stelle zu holen, die weder in der Sache noch emotional mit dem Hilfesuchenden verbunden ist.“

Hier setzt das Angebot des BDM e.V. an. Drei Milchviehhalter aus verschiedenen Regionen Schleswig-Holsteins, die mit den Nöten ihrer Kollegen bestens vertraut sind, stehen als erste Ansprechpartner und Vermittler zur Verfügung.  Gemeinsam kann in einem ersten Gespräch ermittelt werden, welche fachlich geschulten Stellen im konkreten Fall sinnvollerweise bei der Problemstellung anzusprechen sind und weiterhelfen können. „Wir sind einerseits den Hilfesuchenden nicht so nah, dass sie Hemmungen haben müssten und wissen aber als Kollegen gleichzeitig um die speziellen Sorgen, die dieser Beruf mit sich bringt – insofern können wir eine wichtige Brückenfunktion übernehmen“, so Wosnitza weiter.

Aus Sicht der Milchviehhalter nimmt das Projekt gerade zur richtigen Zeit seine Arbeit auf. Seit der Abschaffung der Milchquote im Frühjahr 2015 ist die Milchproduktion in Europa massiv angestiegen. Die überschüssigen Milchmengen drücken den Milchpreis für die Milchbauern immer weiter. Beratungsorganisationen gehen davon aus, dass in diesem Jahr allein in Schleswig-Holstein die Existenz von 10-20 Prozent der Milchviehbetriebe bedroht ist. Neben grundsätzlichen existenziellen Problemen gilt es auch die psychischen Folgen zu bearbeiten, die eine derartige Situation fast zwangsläufig mit sich bringt.

Ansprechpartner für Berufskollegen in Not in Schleswig-Holstein:
Anneli Wehling, Kiebitzreihe, Telefon: 0412-150 396
Christoph Robert Lutze, Hohenwestedt, Telefon: 0151-553 280 29
Ernst Jürgen Petersen, Bollingstedt, Telefon 0170-28 05 891

Pressekontakt Schleswig-Holstein: Kirsten Wosnitza 04673 962284

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