Auf Einladung des BDM-Stammtisches fand Anfang Januar in Binscheid ein informelles Treffen zwischen Milchviehhaltern aus Deutschland, Belgien, den Niederlanden und Luxemburg und Dr. Jens Schaps, Abteilungsleiter der Generaldirektion Landwirtschaft, statt. Ebenso anwesend waren zwei Vorstandsmitglieder der MEG Rheinland-Pfalz/Saar.
RP: Milchbauern im Gespräch mit Generaldirektion Agri
Zentrales Thema in der offenen, aber immer sachlichen Diskussion war die Milchmarktkrise 2015/16. Konsens bestand hier, dass die Milchpreise zu niedrig seien, allerdings gingen die Vorstellungen nach auskömmlichen Preisen deutlich auseinander: Während die Milcherzeuger eine neutrale Kostenermittlung, mit Erzeugungskosten von ca. 45 Cent forderten, hielt Schaps Milchauszahlungspreise von über 40 Cent für unrealistisch. Vielmehr müssten gut 30 Cent ausreichen, um die Kosten zu decken und Reserven zu bilden. Eine Position, die sich verdächtig nach den Auffassungen von Bauern- und Milchindustrieverband anhört.
Für Unverständnis sorgte die Aussagen Schaps, wonach Milchviehhalter sich als Unternehmer verstehen sollten, diese würden auch nicht jede Überstunde zählen und sich entlohnen lassen. Diesem Vorwurf begegneten die Milcherzeuger mit dem Verweis, sie würden sich gerne als Unternehmer verhalten – dann müsse allerdings auch ein wirklicher Wettbewerb um die Milch stattfinden. Ebenso müsse den Landwirten dann auch eine unternehmerische Kalkulation des eigenen Verkaufspreises zugestanden werden.
Nach Angaben von Schaps erwäge man in der EU als Maßnahmen gegen neue Milchmarktkrisen unter anderem eine weitere Stärkung der Exporte, eine neue Vertragsgestaltung zwischen Molkereien und Erzeuger (Zeit-Preis), ein über die 1.Säule finanziertes Programm zur finanziellen Unterstützung und eine Stärkung der MEGs.
Insgesamt für die Milchviehhalter keine überzeugenden Lösungsvorschläge. Mit Vorschlägen zu einem krisenbedingten Eingriff in die produzierte Menge tue sich die Kommission schwer, da die Quote erst vor 18 Monaten abgeschafft wurde und nun keine Deckelung der Milchmenge mehrheitsfähig sei, so Schaps.
Im weiteren Gespräch wurde zunehmend klar, dass auskömmliche Milchpreise, Probleme für die exportorientierte Milchindustrie bedeuten. Besorgniserregend war das mangelnde Bewusstsein des Brüsseler Beamten, was eine fehlende Milchviehhaltung in der Fläche für den ländlichen Raum bedeutet: Das Ausdünnen ganzer Dörfer und Regionen, die Probleme im vor- und nachgelagerten Bereich und eine zunehmende Perspektivlosigkeit seien die Früchte einer verfehlten Milchmarktpolitik, so die Milcherzeuger gegenüber einem nachdenklicheren Schaps.
Von den Vertretern der MEG wurde Herrn Schaps deutlich gemacht, dass der Gedanke der Milcherzeugergemeinschaft bei ausgeglichenen Märkten am besten funktioniere. Zu den Einzelverträgen mit den Molkereien wurden Herrn Schaps erklärt, dass es nicht im Interesse der Molkereien liegt, den Bauern einen ordentlichen Milchpreis zu zahlen, sondern im Vordergrund steht die Kosten für den Rohstoffeinkauf möglichst gering zu halten.
Schaps sagte nach dreistündigem, intensivem Gespräch zu, mit den Milchviehhaltern in Verbindung zu bleiben und weitere Gespräche in nächster Zeit zu führen. Abschließend beeindruckte die Solidarität der Milchviehhalter, die sich nicht mehr nach Nationalitäten auseinanderdividieren lassen und die Einigkeit, ein effizientes Krisenmanagementmodell zu fordern.