Erneutes virtuelles Zusammentreffen: BDM-Spitze in Niedersachsen erneut im Gespräch mit Karin Logemann (Agrarpolitische Sprecherin der SPD im niedersächsischen Landtag) und Minister Olaf Lies (Minister für Umwelt, Energie, Bauen und Klimaschutz in Niedersachsen)
Ressortübergreifender Austausch in Niedersachsen
„Gerade aufgrund ressortübergreifender Aufgaben- und Themenbereiche möchten wir gerne mit dem Umweltminister unseres Bundeslandes und der agrarpolitischen Sprecherin der SPD im Landtag von Niedersachsen im Gespräch bleiben“, eröffnete Peter Habbena, BDM-Landesteamleiter das erneut virtuell durchgeführte Gespräch Anfang Februar.
Im Fokus standen an diesem Abend die Auswirkungen des Niedersächsischen Wegs auf die Landwirtschaft. Außerdem stellten Henning Haschenburger und Rainer Winter, beide BDM-Landesteammitglieder und Gesprächsteilnehmer in dieser Runde, ihre Betriebe in kurzen Sätzen vor. Rainer Winter schilderte u.a. die Vorteile seiner speziellen Gülletechnik (Mehrschichtablage) und sprach über weitere Möglichkeiten zur Emissionsreduzierung und die Vorteile dieser Verfahren.
Gerd Uken, BDM-Teammitglied in Niedersachsen, eröffnete die erste Diskussionsrunde mit der Frage nach der Einhaltung der unterschiedlichen Mindestbreiten für Gewässerrandstreifen gemäß der neuen GAP und des Niedersächsischen Wegs.
Minister Olaf Lies erklärte, dass der Niedersächsische Weg eine Gewässerrandstreifenanlage freiwillig vorsehe, während es bei der GAP um die verpflichtende Anlage solcher Schutzstreifen gehe, für die dann eine entsprechende EU-Förderung beantragt werden könne. Karin Logemann ergänzte dazu, dass es in Sachen Gewässerrandstreifen beim Niedersächsischen Weg nie um das Thema Förderung ging, sondern immer nur um die Zahlung eines Ausgleichs für die Schaffung von Flächen für mehr Biodiversität.
Im weiteren Gesprächsverlauf stellte Henning Haschenburger kurz seinen Betrieb vor, der sich im Kreis Friesland befindet: Grünlandbetrieb mit 100 Kühen, 85 ha Betriebsfläche, Milch geht an die Milchliefergemeinschaft Ostfriesland. Seine Kühe befinden sich ein halbes Jahr draußen auf der Weide und bekommen ausschließlich GVO-freies Futter. Seine Frage an den Minister: „Was bringt die Umsetzung des Niedersächsischen Wegs für die Grünlandbetriebe?“ „Der Niedersächsische Weg regelt die Entschädigungen, die die Landwirte für Einschränkungen erhalten“, so Lies in seiner Antwort. Klare Aussage des Ministers an diesem Abend: „Eine Weidetierprämie ist auch für Milchkühe erforderlich.“ Er vertrat den Standpunkt, dass die Mehrleistung, die die Weidehaltung mit sich bringt, auch vergütet werden müsse.
Karin Logemann fügte ergänzend hinzu, dass es nicht gewollt sein kann, dass die Milchviehhalter die Weidehaltung aufgrund unrentabler Bewirtschaftung aufgeben und forderte vor diesem Hintergrund die Aufnahme der Weideprämie für Milchkühe in die 2. Säule.
Eine dritte Diskussionsrunde eröffnete Rainer Winter. Er sprach u.a. die besonderen Herausforderungen zum Wirtschaften auf seinen „Skatböden“ (18, 20 weg…) an. Eine ertragreiche Landwirtschaft sei unter den bisherigen Rahmenbedingungen aktuell schon schwierig, wenn jetzt die Düngung auf den Randstreifen gänzlich verboten werde, breche ihm in 2 bis 3 Jahren jede Pflanze weg. Lies räumte ein, dass eine Diskussion über Böden mit geringer Bodenwertzahl bisher nicht geführt worden sei. Der Minister sagte in dieser Runde zu, dieses Thema mit in die nächste Sitzung zu nehmen.
Im weiteren Gesprächsverlauf ging Olaf Lies auch auf die kommende Novellierung der Düngeverordnung ein. Hier sei nach seiner Auffassung eine deutlich differenziertere Betrachtung erforderlich.
Er informierte außerdem darüber, dass Niedersachsen 0,5% (ca. 15.000 bis 16.000 ha) seiner Landesflächen für PV-Freiflächenanlagen zur Verfügung stellen wird, auch in Schutzgebieten.
Des Weiteren bietet die Landesraumordnung die Möglichkeit der Errichtung dieser Anlagen auch auf landwirtschaftlichen Vorrangflächen. Hier sei aber zu berücksichtigen, dass der Landwirt als Pächter dieser Flächen nicht zum Verlierer wird.
Abschließend sprach Winter noch einmal über seinen Betrieb, der sich im Kreis Osnabrück befindet: 140 Milchkühe, Direktvermarktung mit eigener Fleischmarke und Lohnunternehmer. Mit Leidenschaft berichtete er über den Einsatz seiner Gülletechnik. Die bodennahe Ausbringung –„Unter-Fuß-Düngung“ – vollzieht er auf den mineralischen Sandböden schon viele Jahre. Dabei wird die Gülle auf drei Ebenen abgelegt. Diese punktuelle Düngung biete den Vorteil, dass die Nährstoffe besser von der Pflanze aufgenommen werden könnten. Es finde eine verbesserte Photosynthese statt, die Pflanzen seien gesünder. „Pflanzen mit dieser maximalen Energieaufnahme werden letztlich von den Kühen auch besser verwertet“, so Winter. Informationen und Unterlagen zu dieser Technik habe er bereits der Fachhochschule in Osnabrück zur Verfügung gestellt, um seine Kenntnisse und Erfahrungen wissenschaftlich zu untermauern. Leider fehlten der Hochschule derzeit die finanziellen Mittel und die notwendige „Man-Power“, um hier entsprechende Untersuchungen durchzuführen.
Außerdem sprach Winter über den Aufbau einer Bodenkrume aus Humuskolloid auf seinen leichten Böden. Dieses wird aus den Ausscheidungen des Regenwurms gebildet. Aus dem Grund unterlässt Winter seit Jahren Bodenbearbeitungsmethoden, die die Regenwurmpopulation negativ beeinflussen.
Winter arbeitet bereits seit einigen Jahren so und auch wenn sich seine Bearbeitungsweise wirtschaftlich noch nicht trägt, ist er davon überzeugt: „Es ist ein Kreislauf. Was kommt auf den Boden? Was kommt ins Tier?“, so sein Fazit.
Lies und Logemann verfolgten Winters Bericht mit sehr großem Interesse.
Nach eineinhalb Stunden intensiven Meinungsaustausches beendete Peter Habbena die digitale Gesprächsrunde, nicht ohne den Hinweis auf einen nächsten Gesprächstermin, in dem sich die Teilnehmenden dann u.a. zu CO2-Zertifikaten austauschen werden.
BDM – Landesteam Niedersachsen