Nachbericht zur 17. Bauernwallfahrt nach Altötting

Bereits zum 17. Mal fand in diesem Jahr die Bauernwallfahrt nach Altötting statt – und wie sehr sie sich im Herzen der bäuerlichen Gemeinschaft verankert hat, zeigte der große Zuspruch: Bei strahlendem Frühlingswetter versammelten sich rund 1200 Besucherinnen und Besucher in der Basilika St. Anna, um gemeinsam Gottes Segen für Menschen, Tiere und Felder zu erbitten – für Gesundheit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung.

Geistliche Worte mit Tiefgang und Mahnung
Den festlichen Gottesdienst leitete Kaplan Michael Vogt, Seelsorger der Katholischen Landvolkbewegung im Bistum Passau. Seine Predigt schlug nachdenkliche Töne an und nahm Bezug auf das achte Kapitel des Johannesevangeliums, in dem Jesus mit der Frage konfrontiert wird, ob eine des Ehebruchs bezichtigte Frau gesteinigt werden solle. Jesu Antwort – „Wer unter euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein“ – diente Vogt als Aufruf zur Selbstreflexion und zum respektvollen Miteinander.
„Sind wir denn selbst immer im Recht? Machen wir wirklich alles richtig?“, fragte er in die Runde und forderte dazu auf, einander mit mehr Demut, Freundlichkeit und wachem Herzen zu begegnen. Ausdruck fand dieser Appell auch im symbolischen Händedruck unter den Teilnehmenden – ein Zeichen der Verbundenheit und des Friedens.
Musikalisch wurde der Gottesdienst stimmungsvoll umrahmt von den Truchtlinger Alphornbläsern, dem Singkreis Asten und der Blasmusik zur Bauernwallfahrt. Letztere führte anschließend den Zug auf den Kapellplatz an, wo die feierliche Segnung von Tieren und Heilkräutern stattfand – ein traditionsreicher Höhepunkt der Wallfahrt.

Nachdenken über die Zukunft der Landwirtschaft
Am Nachmittag stand ein hochkarätiges Fachprogramm im Mittelpunkt. Dr. Stefan Einsiedel vom Zentrum für Globale Fragen der Hochschule für Philosophie München stellte die neue Studie der Sachverständigengruppe „Weltwirtschaft und Sozialethik“ der Deutschen Bischofskonferenz vor. Unter dem Titel „Ernährungssicherheit, Klimaschutz und Biodiversität: Ethische Perspektiven für die globale Landnutzung“ warb Einsiedel für eine gemeinwohlorientierte Landnutzungswende.
Im Fokus der Studie steht die Forderung nach nachhaltiger, ökologisch wie sozial verantwortlicher Agrarpolitik – mit mehr Bewusstsein für die Fruchtbarkeit der Böden und die Erhaltung der Artenvielfalt. Eine rein auf kurzfristige Effizienz ausgerichtete Förderpolitik habe, so die Kritik der Sachverständigen, langfristige Schäden verursacht. Die Lösung: eine wertebasierte Ordnungspolitik, die nicht nachhaltige Subventionen zurückfährt und ökologische Leistungen der Landwirtschaft angemessen entlohnt.

Kritische Diskussion und offene Fragen
In der anschließenden Diskussion mit den anwesenden Bäuerinnen und Bauern wurde deutlich, dass der Wandel nicht ohne Reibung verläuft. Besonders die Frage, inwiefern kirchliche Pachtverhältnisse mit den ethischen Forderungen der Studie in Einklang stehen, sorgte für Gesprächsstoff. Wird seitens der Kirche genug getan, um den Wandel zu unterstützen? Gibt es Pachtmodelle, die bäuerliche Betriebe entlasten und ökologische Bewirtschaftung fördern? Die Diskussion zeigte: Der Wille zum Wandel ist da – aber er braucht konkrete Unterstützung, auch von kirchlicher Seite.

Dank und Organisation
Organisiert wurde die Bauernwallfahrt auch in diesem Jahr von Rita Huber und Josef Schmied von der Arbeitsgemeinschaft Bäuerliche Landwirtschaft. Schmied bedankte sich herzlich bei allen Mitwirkenden und Unterstützern – der Katholischen Landvolkbewegung Passau e.V., dem Bundesverband Deutscher Milchviehhalter e.V., sowie der Interessengemeinschaft für gesunde Tiere und Zivilcourage – Agrogentechnikfreie Landkreise.

Segensgebet:
„Barmherziger und guter Gott, Du hast uns gesegnet vom Anbeginn der Welt.
Du hast uns mit Deiner Schöpfung gesegnet.
In ihr begegnen wir täglich Deinem Segen – in den Gaben, die Du schenkst, um uns zu ernähren.
Du segnest uns in der Natur, die uns umgibt, in der wir Deinen Geist und Deine Liebe erfahren dürfen.
Segne rund um die Erde alle Menschen, die sich für die Bewahrung der Schöpfung einsetzen.
Sende Deinen Segen als Liebe zu allen, die sich ungeliebt fühlen.
Sende Deinen Segen als Hoffnung zu den Hoffnungslosen, als Kraft zu den Kraftlosen, als Versöhnung zu den Unversöhnten und als Licht zu denen, in deren Herz es dunkel ist.
Segne uns, die wir versammelt sind, dass wir als Gesegnete füreinander und für die Welt zum Segen werden.
So segne und beschütze und begleite uns auf unserem Weg der gütige und barmherzige Gott, der Vater und der Sohn und der Heilige Geist. AMEN.“

Die Bauernwallfahrt nach Altötting hat auch in diesem Jahr erneut bewiesen, wie tief der Wunsch nach geistiger Erneuerung, gegenseitigem Respekt und nachhaltigem Wandel in der bäuerlichen Gemeinschaft verwurzelt ist.