(Bollewick/MV). Der Bundesverband Deutscher Milchviehhalter e.V. lud zu der Fachveranstaltung „Die beschädigte Kuh im Harnstoffwahnsinn“ mit dem Tierarzt Dr. Karl-Heinz Schmack auf die Dabelstein GbR im Landkreis Mecklenburgische Seenplatte ein. Bei hochsommerlichen Temperaturen erklärte Dr. Schmack sehr beeindruckend die Zusammenhänge der gesundheitlichen und wirtschaftlichen Probleme in der Milchkuhhaltung.
MV: „Die beschädigte Kuh im Harnstoffwahnsinn“ – eine Fachveranstaltung mit Tierarzt Dr. Schmack
Laut Dr. Schmack hängt das Glück oder Pech der Kuh vom Zustand der Leber und Nieren ab. Wer diese Zusammenhänge nicht beachtet, verkürzt die Nutzungsdauer und vermindert die Lebensleistung der Kuh. Der Tierarzt erklärte, dass die Schädigung von Leber und Nieren durch zu hohen Stickstoff-Einsatz in der Fütterung mit Proteinen ausgelöst wird.
Er begründet die heutigen Leber- und Nierenschäden bei den Kühen durch die veränderte Fütterung. Ursprünglich sei die Kuh ein Steppentier. Damals änderte sich die Futtereinnahme mit den Jahreszeiten. Im Frühjahr nahm die Kuh gehaltvolles Grundfutter ein und im Winter fraß sie witterungsbedingt weniger Eiweiß und der Stoffwechsel wurde entlastet. Die Kuh konnte problemlos große Mengen Harnstoff (bis zu 3000 mg) aus dem Blut filtrieren.
Der Tierarzt erklärte den Zusammenhang, dass seit den 1980er Jahren mit der Konservierung der Eiweißfuttermittel die Leber- und Nierenprobleme zunahmen. Zur Fütterung stand das Eiweiß ganzjährig zur Verfügung und die Stoffwechselorgane der Kühe waren überfordert. Dabei hob Schmack hervor, dass zwar mit einer höheren Eiweißversorgung die Milchleistung der Tiere ansteigt, aber auch die gesundheitlichen Probleme zunehmen.
Dr. Karl-Heinz Schmack schilderte nicht nur die Problematik, er zeigte auch Möglichkeiten zur Überprüfung und Lösungen. Um der Degeneration von Leber und Nieren entgegenzusetzen, empfiehlt Schmack eine proteinreduzierte Fütterung vorzunehmen.
Nach dem fachlichen Beitrag von Dr. Schmack berichtete BDM-Bundesvorstandsmitglied Karsten Hansen über die aktuelle Situation auf dem Milchmarkt. „Mit den aktuellen Milchauszahlungspreisen von 30 Cent pro kg Milch kommen wir nicht weiter“, betonte er. „Die anstehende GAP-Reform 2020 bietet nach Ansicht des BDM ganz konkret die Möglichkeit, daran etwas zu ändern“, erklärte er. Dabei stellte Hansen klar, dass die GAP-Diskussion sich nicht alleine auf die Verteilung der Agrargelder beschränken darf, sondern jetzt die Chance bietet, die Rahmenbedingungen und die Marktstellung zu Gunsten der Erzeuger zu ändern.