Um sich über die Situation auf den Milchviehbetrieben zu informieren, besuchte die Staatssekretärin des schleswig-holsteinische Landwirtschaftsministeriums, Dr. Dorit Kuhnt, zwei Milchviehbetriebe im Kreis Rendsburg-Eckernförde.
Milchviehbetriebe in der Preisspirale – StS Dr. Kuhnt informiert sich über die Folgen niedriger Milchpreise
Begleitet vom Milchexperten des Ministeriums, Frank Koschinski, gaben ihr Familie Trede in Barlohe und Familie Lutze in Jahrsdorf und Hohenwestedt einen Einblick in die tägliche Praxis: „Unsere Tiere und unsere Arbeit liegen uns am Herzen, weswegen wir alles tun, um unseren eigenen Ansprüchen und den Ansprüchen der Gesellschaft nach mehr Tier- und Umweltschutz Rechnung zu tragen“, so Rolf Trede. Auf den Höfen konnten die Milchbauern, die sich im Bundesverband Deutscher Milchviehhalter (BDM) engagieren, mit ihren Hofnachfolgern darstellen, wie sie dafür in neue Technik, Stallbauten, große Güllebehälter und modernisierte Silagelagerung investiert haben.
Der Betriebsleiter wies in diesem Zusammenhang darauf hin, dass die Umsetzung von bestehenden und neuen Verordnungen aber auch stets Geld kostet, das erwirtschaftbar sein muss. Dies bekräftigte die Staatssekretärin und wies bezugnehmend auf die Grundwasserqualität auf eine Erhöhung der Kontrolldichte und –intervalle hin.
Klar war allen, dass lange Phasen nicht kostendeckender Milchpreise die Tilgung des Fremdkapitaleinsatzes für die benötigten Investitionen nur schwer ermöglicht. Die Landwirte verdeutlichten, dass außerdem immer wieder liquide Mittel auf den Höfen fehlen, um attraktive Löhne für benötigte Fachkräfte zu bezahlen. „Gerade dies ist aber wichtig, um die Stabilität und Leistungsfähigkeit unserer Betriebe langfristig zu halten und zu sichern“, erklärte Frederik Lutze, der zusammen mit seinem Vater die Lutze GbR leitet. Denn obwohl viele landwirtschaftliche Fachkräfte im Land ausgebildet werden, fehlen sie als Mitarbeiter auf den landwirtschaftlichen Betrieben, da das Lohnniveau im vor- und nachgelagerten Bereich wie Beratung und Verkauf deutlich höher sei. Die Zahlung höherer Löhne ist aber eine Voraussetzung für die Bindung von Fachpersonal. Um den viel zu geringen Milchpreis auszugleichen setzen viele Milchbauern ihren Unternehmergewinn sehr gering an und mitarbeitende Familienangehörige müssen oftmals auf eine Entlohnung weitestgehend verzichten.
Die Gäste aus dem Ministerium zeigten Verständnis für die Probleme, welche die Preisspirale mit sich führt – besonders da in den vergangenen Jahren die Preistäler deutlich ausgeprägter waren als die Hochpreisphasen der Milchauszahlungspreise
Familie Trede und Lutze nahmen dies zum Anlass, um ihren Gästen die Dringlichkeit der Installation des Milchmarkt-Krisenmanagements-Konzepts in der Gemeinsamen Marktorganisation (GMO) zu verdeutlichen. „Bei einem Milchpreis von aktuell 30 Cent ist eine Deckung unserer laufenden Kosten kaum möglich“, so Christoph Lutze. „Die Politik muss endlich ihrer Verantwortung gerecht werden und handeln und Rahmenbedingungen für einen fairen Wettbewerb auf dem Milchmarkt schaffen.“
Die administrative Umsetzbarkeit von mengenwirksamen Maßnahmen bestätigte Frank Koschinski, der bereits 2016 mit der Umsetzung des Milchmengenreduzierungsprogramms im Rahmen des zweiten EU-Hilfspaketes im Ministerium betraut war. Das Programm konnte mit überschaubarem bürokratischem Aufwand einen Beitrag zur Markterholung leisten.
Die Staatssekretärin nahm die Schilderungen und Vorschläge der Landwirte sehr ernst und fasste zusammen: „In einem Punkt sind wir uns einig, dass die Stabilität auf den Betrieben durch den geringen Milchpreis fehlt. Aus diesem Grund schauen wir auf die kommenden Agrarministerkonferenzen. Da werden wir das auch wieder thematisieren und hören, was Frau Klöckner dazu an Vorschlägen liefert.“