Höfesterben darf nicht als „Chance fürs Klima“ akzeptiert werden

Fragen zur Moorvernässung müssen breiter und transparenter diskutiert werden

Moor

Die einfachste Stellschraube gegen Treibhausgase aus der Landwirtschaft sei politisches Nichtstun gegen die bereits stattfindenden Betriebsaufgaben – davon verspricht sich ein Gutachten im Auftrag des Kieler Agrarministeriums durch schwindende Viehbestände eine Einsparung von 650.000 Tonnen CO2-Äquivalenten, wie die SHZ kürzlich berichtete. Der Wiedervernässung der Moore wird dabei ein besonders hoher Einspareffekt zugewiesen. Da fast 70 % der Moorflächen in Schleswig-Holstein von milchviehhaltenden Betrieben bewirtschaftet werden, würde das für diese Betriebe ein Aus erzwingen, berichtet die SHZ unter Berufung auf das Gutachten.

„Wir können nicht akzeptieren, dass das als vermeintlich beste Lösung für den Klimaschutz einfach so akzeptiert wird“, erklärt Heiko Strüven, Landesteam-Vorsitzender des BDM in Schleswig-Holstein und selbst Inhaber eines Milchvieh-Betriebs auf Moorflächen. „Es muss uns für den Klimaschutz etwas Besseres und Intelligenteres einfallen als auf Höfesterben und das komplette Aus für Milchviehbetriebe auf Moorflächen zu setzen. Wer das für die vermeintlich einfachste, weil günstigste Lösung hält, hat die Problematik vielleicht nicht in all seiner Komplexität und Bedeutung beleuchtet.

„Wir erwarten vor allem, dass an derart existenziellen Fragen für die Betriebe, die diese Bewirtschaftungsform schon seit Jahrzehnten betreiben und viel investiert haben, nicht nur im stillen Kämmerchen gearbeitet wird“, ergänzt Ursula Trede, ebenfalls BDM-Landesvorsitzende. „Wir erwarten, dass transparent und mit Einbindung aller Verbände praktizierender Landwirte an Lösungen gearbeitet wird, die den betroffenen Betrieben Wege und Möglichkeiten aufzeigen, ihre wirtschaftliche Existenz zu sichern.“

„Eine geplante Wiedervernässung der Moore hat strukturelle Veränderungen von enormer Tragweite für Schleswig-Holstein zur Folge, die nicht nur die Landwirte in Moorgebieten betreffen, sondern durch hohe Investitionen in die Wasserwirtschaft und die Pumpenstruktur auch die dort wohnende Bevölkerung. Wir fordern daher, dass diese Thematik auf breiter Ebene mit allen betroffenen Ministerien bearbeitet wird und erwarten von der Landesregierung, dass sie dieses Thema zur Chefsache macht. Transparenz in der geplanten Vorgehensweise erwarten wir auch deshalb, weil den moorbewirtschaftenden Landwirten vermeintlich fertige Entscheidungen nicht einfach übergestülpt werden dürfen. Nicht zuletzt um wirtschaftliche Fehlinvestitionen zu vermeiden, brauchen die Betriebe sehr früh Klarheit, wohin die Reise geht“, betont Heiko Strüven.

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