Zu einer intensiven Gesprächsrunde „trafen“ sich die Landesvorsitzenden des BDM in Schleswig–Holstein, Ursula Trede, Heiko Strüven und Jörn Sierck, am 04.02.2021 per Videokonferenz mit dem Ministerpräsidenten von Schleswig–Holstein, Herrn Daniel Günther.
Der BDM in Schleswig–Holstein lud zu digitalen Veranstaltungen ein
Schon im letzten Jahr war ein gemeinsames Gespräch geplant, „Corona“ machte immer wieder „einen Strich durch die Rechnung“. Neben dem „persönlichen Kennenlernen“ ging es den Mitgliedern des Landesvorstandes des BDM vor allem darum, dem Ministerpräsidenten die dramatische Situation auf den Höfen in Schleswig–Holstein zu schildern.
Herr Günther bekannte sich eindeutig zur bäuerlichen Landwirtschaft in Schleswig–Holstein. Er betonte, dass er sich dieses Bundesland nicht ohne die Milchviehbetriebe vorstellen könne, äußerte aber auch, dass die Landwirtschaft insgesamt an Bedeutung verloren habe. Dennoch erkannte er die Brisanz, die durch die wirtschaftliche Notlage auf den Betrieben vorhanden ist.
Gemeinsam erläuterten die Landesvorsitzenden dem Ministerpräsidenten, dass einer zu hohen Milchproduktion mit Kriseninstrumenten entgegengewirkt werden muss. Seine Standpunkte bezüglich der Verbindung zu den genossenschaftlichen Molkereien, der möglichen Reaktion auf steigende Milchpreise und zum LEH widerlegten alle drei Landesvorstandsmitglieder deutlich. Eine klare Zusage erteilte Ministerpräsident Günther einer optimierten Herkunftskennzeichnung. Dafür wolle er sich auf Bundesebene einsetzen. Außerdem sagte er einen Hofbesuch im Sommer zu, sollte dies coronabedingt möglich sein.
Am Montag, d. 08.02.2021 fand der traditionelle Milchbauerntag in Schleswig–Holstein unter dem Thema: „Milchmarkt der Zukunft aus ökologischer, ökonomischer und sozialer Sicht“ als virtuelle Veranstaltung statt. (Die Coronapandemie verhinderte in diesem Jahr leider eine Vor-Ort-Veranstaltung.)
Der Einladung des BDM–Landesvorstandes zur Videokonferenz waren der Agrarminister Schleswig–Holsteins, Jan Philipp Albrecht, und der „Milchreferent“ im Agrarministerium, Herr Frank Koschinski gefolgt.
Außerdem konnten die Mitglieder des Landesvorstandes Herrn Dr. Thomas Bahr von der Agrarberatung Mitte e.V. sowie zahlreiche Vertreter anderer Verbände und Organisationen, die auch im „Milchdialog“ zusammenarbeiten, begrüßen, u.a. Gabi Rehder (Weidebauern Wilstermarsch e.V.), Berit Thomsen (AbL), Elmar Hannen (EMB, BDM), Jann Harro Petersen (LsV Milch), Gregor Holland (MEG Milch Board) und Peter Guhl (Freie Bauern).
In seinem Grußwort sprach Minister Albrecht von den großen Aufgaben, die vor dem Agrarsektor liegen. Es sei ihm durchaus bewusst, dass der Markt für Milchbauern aktuell nicht auskömmlich ist und dass durch die Krisen der letzten Jahre Betriebsvermögen auf den Höfen verloren ging. Nicht tolerierbar sind für ihn die „Dumpingpreise“ des LEH`s. Lösungsansätze erwartet er durch die Reform der GAP auf europäischer Ebene, die Zukunftskommission Landwirtschaft auf Bundesebene, die UTP-Richtlinie und durch die Umsetzung der Vorschläge der Borchert-Kommission. Ausdrücklich begrüßte er den Zusammenschluss diverser Akteure auf dem Milchmarkt im „Milchdialog“.
Im Anschluss daran stellte Dr. Thomas Bahr in seinem Vortrag die aktuelle dramatische Situation auf den Höfen in Schleswig–Holstein dar. Eindrucksvoll schilderte er, welche Folgen fehlende Liquidität und Rentabilität für die Entwicklung der Betriebe haben. Zusammenfassend stellte er heraus, dass es im Jahr 2020 keine kostendeckenden Milchpreise gab und die Rentabilität der Milchproduktion im Wirtschaftsjahr 2019 / 2020 selbst im Durchschnitt der Betriebe nicht gegeben war. „Der Strukturwandel in der Landwirtschaft wird sich in den nächsten Jahren unvermindert fortsetzen“, so das abschließende Fazit des Agrarberaters.
In der mehr als dreistündigen Konferenz wurden zahlreiche brennende landwirtschaftliche Themen angesprochen, u.a. die anstehende Reform der GAP, § 148 der GMO, Freiwillige Mengenreduzierung
(§ 219 GMO), das Milchmarktkrisenmanagement-Konzept des BDM und eine notwendige Herkunftskennzeichnung.
„Wir haben einmal mehr unsere Lösungsansätze zur Krisenerkennung und –bewältigung auf den Tisch gelegt. Jetzt ist es erneut an der Politik, endlich zu handeln und die entsprechenden gesetzlichen Rahmenbedingungen zu schaffen“, so der Landesvorstand des BDM in Schleswig–Holstein.
BDM–Landesvorstand Schleswig-Holstein