„Stark überfüllt war die Festhalle Dietmannsried aus Anlass der Veranstaltung zur aktuellen Krise in der Landwirtschaft. Diese fand als Fortsetzung der Informationskampagne „Krise in der Landwirtschaft“ statt. Der Oberallgäuer Landrat Anton Klotz, der als Unterstützer der Belange der Landwirte auftrat, forderte in seinem Grußwort mehr Geschlossenheit innerhalb der Landwirtschaft.
BY: Viele Zuhörer in der Festhalle Dietmannsried
Vor mehr als 600 Besuchern machte BDM-Vorsitzender Romuald Schaber auf die mehr als brisante Situation auf dem Milchmarkt aufmerksam. Die aktuelle Krise, die sich bereits seit mehr als zwei Jahren auf dem Milchmarkt abspiele, sei vor allem durch die steigenden EU-Milchmengen ausgelöst worden, so Schaber. So habe die EU in 2014 schon mehr als 4 %, 2015 noch einmal knapp 3% mehr Milch produziert. Eine Mehrmenge, die global keine zusätzliche Nachfrage gefunden habe und somit das Preisniveau international belastet habe.
Im Folgenden machte Schaber auch auf die Risiken von Mehrpreissystemen aufmerksam. Erste Molkereien in Europa hätten solche A-/B-Modelle schon installiert, die Zielsetzung sei jedoch, der Ernährungsindustrie weiterhin billigen Rohstoff zu sichern und gleichzeitig die Abhängigkeit der Erzeuger zu verstärken. Dabei könne schon eine Rücknahme der Milchanlieferung um einen einstelligen Prozentbetrag eine Markterholung auslösen und die Wende bei den Milchpreisen einleiten, so Schaber. Dies müsse allerdings durch Anreize unterstützt werden, da es einzelbetriebswirtschaftlich immer noch sinnvoll sei, die Menge zur Deckung der Fixkosten auszuweiten. Der zentrale Ansatzpunkt müsse die erzeugte Milchmenge sein, da alle anderen Lösungsvorschläge nicht praktikabel seien oder die Situation der Erzeuger nicht verbesserten. So kosteten Versicherungslösungen und Terminmarktkontrakte wiederum Geld, das auf den Höfen gebraucht werde, während die Private Lagerhaltung und die Intervention nur kurzfristige „Scheinlösungen“ darstellten, aber keine systematische Lösung des Milchmarktproblems darstellten, so Schaber.
Viele der anwesenden Betriebsleiter äußerten in der anschließenden Diskussion Unterstützung für eine spürbare Mengenreduzierung zur Beendigung der Krise. Dass sich viele junge Betriebsleiter diesem Tenor anschlossen, zeigte, dass die Mehrheit der Milcherzeuger den Markt nicht sich selbst überlassen wollen und stattdessen einen krisenbedingten Markteingriff befürworten.“