BY: Staatsministerin Michaela Kaniber bei BDM-Milchbauern

Zwei würdige Ereignisse galt es am vergangenen Dienstag im Landkreis Traunstein zu feiern: Zum einen feierte der Burschenverein Lampoding sein 110-jähriges Bestehen im Rahmen einer großen Festwoche, zum anderen begingen die BDM-Kreisteams Traunstein und BGL ihr 20-jähriges Jubiläum. So hatten die Michbäuerinnen und Milchbauern der Region auch keine Mühe gescheut, um den Abend interessant zu gestalten, was die circa 600 Zuschauer auch mit viel Lob quittierten.

Begonnen wurde der Festabend durch die Begrüßung durch Kreisteamleiter Sepp Hubert, der neben der Festrednerin Michaela Kaninber auch weitere Ehrengäste aus Politik, Landwirtschaft und Zivilgesellschaft begrüßen konnte. Im Laufe seines kurzweiligen Rückblicks auf 20 Jahre BDM-Arbeit traf er erkennbar den Nerv der anwesenden Milchviehhalter, die sich oft an gemeinsame Aktionen und Demonstrationen erinnerten, ausgezeichnet. Der Politik schrieb Hubert eindeutig ins Stammbuch, die Problematik auf dem Milchmarkt endlich anzugehen und wirksame Regelungen umzusetzen. Noch bevor die ersten Grußworte gehalten wurden brachte die Milchbauernmusik, die Teammitglied Hans Haunerdinger mit Musikern aus drei Landkreisen organisiert hatte, die Gäste mit erstklassiger Blasmusik in Stimmung.

Als erster Grußwortredner stellte der stellvertretende Landrat des Kreises Traunstein, Josef Konhäuser, heraus, dass Lebensmittel nicht von anderen Kontinenten importiert und somit die Existenzen der heimischen Bauern zunichte gemacht werden dürfen. Insbesondere die Milchproduktion sei für den Landkreis und die Wertschöpfung in diesem sehr wichtig, so Konhäuser. Hans-Jörg Birner als Hausherr und Bürgermeister der Gemeinde Kirchanschöring führte in seinem Grußwort aus, dass die Gegend geprägt von der bäuerlichen Landwirtschaft sei. Er forderte einen gerechten Lohn und keine Almosen für die Arbeit der Landwirte. Abschließend appellierte er an die Politik zur Suche nach neuen innovativen Wegen, durch die die bäuerliche Landwirtschaft erhalten werden könne.

Als nächstes ging der Rednerstab zu ihrer Festrede an die Bayerischen Landwirtschaftsminister Michaela Kaniber über, die sich zugleich für den freundlichen Empfang im Festzelt bedankte und im Folgenden ihre inhaltlichen Zielsetzungen für die bayerische Landwirtschaftspolitik ausführte. Ein starkes Signal setzte sie zum Erhalt und zur Stärkung der ländlichen Räume. Diese seien auch durch die große Bedeutung der Landwirtschaft – und hierbei auch der Milchviehwirtschaft – ein Wiedererkennungswert Bayerns. Zum Thema Dürre führte die Ministerin aus, dass die Staatsregierung neben der Bewirtschaftung von ökologischen Vorrangflächen auch finanzielle Hilfe für den Zukauf von Futtermitteln plane. Die Bedeutung der Landwirtschaft für die bayerische Politik unterstrich Kaniber durch Verweis auf die Mittel für KULAP und Vertragsnaturschutz, welche zusammen mehr als 300 Millionen ¤ ausmachten. Trotzdem sei auch der Verbraucher gefragt, durch faire Preise seinen Teil an der Zukunft der bayerischen Landwirtschaft zu erbringen.

Das ständige Verschärfen von Anforderungen an die Landwirtschaft müsse sich auch im Produktpreis abbilden, so die Ministerin. Relativ kurz waren die Ausführungen zum Thema Milchmarkt: Man sei im Jahr 2018 noch „mit einem blauen Auge“ weggekommen – die Preise seien zwar nicht zufriedenstellend, allerdings weit von Krisenniveau entfernt. Daher unterstütze sie Initiativen von Verarbeitern und Erzeugern, den Markt eigenhändig zu pflegen, so die Ministerin. Im Krisenfalle stehe sie allerdings hinter dem Landtagsbeschluss, wonach in einer solchen Situation alle Betriebe zwangsweise mit der Menge nach unten müssten. Neben einem Bekenntnis zu einer ausreichenden Investitionsförderung, um „Zukunftsbetriebe zu stärken“ gab es auch zum Wolf klare Wort: Dieser gehört nicht in die freie Wildbahn und da ein Schutz von Weidetieren praktisch unmöglich sei, müsse es in Zukunft auch erlaubt sein, Tiere aus der Natur zu entnehmen.

In Bezug auf die europäische Agrarpolitik unterstrich die Ministerin die Forderung des Freistaates, wonach die Agrargelder in gleicher Höhe auch in der nächsten Finanzperiode vorgehalten werden müssten. Die stärke Förderung der ersten Hektare und die Junglandwirteförderung seien starke Komponenten der GAP, die auch zentral für das Überleben der kleineren und mittleren Betriebe seien. Gegen Ende ihrer Rede versprach Kaniber, sich auf europäischer Ebene ebenso für eine neue Genehmigung der Derogation einzusetzen.

Zu guter Letzt ergriff an diesem Abend der ehemalige BDM-Vorsitzende und EMB-Präsident Romuald Schaber das Wort. Er stellte in einem Abriss die Geschichte des BDM und die Perspektive für die zukünftige Aufstellung des BDM dar. Kurz führte Schaber den Weg der Milchbauern von räumlich begrenzten Initiativen über die Gründung des BDM, die Vereinigung zwischen Nord und Süd und den Weg hin zu einem politisch-ernstzunehmenden Akteur aus. Der BDM sei auch nach 20 Jahren eine Erfolgsgeschichte, denn niemand in DBV oder MIV habe es am Anfang für möglich gehalten, dass ein neuer Verband die Meinungsführerschaft der „Platzhirsche“ herausfordern und brechen könne. Mit der aktuellen Politik ging Schaber mit deutlicher Kritik ins Gericht: „Die gängige Politik führt zu Verhältnisse wie in den USA, mit Riesenbetrieben, die nichts mit Landwirtschaft zu tun haben und in denen Zustände herrschen, die es nötig machen, das Produktionsgeschehen zu verheimlichen.“ Ein solcher Weg führe zum Untergang der qualitätsorientierten europäischen Landwirtschaft und zum Ende der hiesigen Strukturen.

Der BDM sei seit seiner Gründung immer damit befasst, arbeitsfähige Konzepte zu erarbeiten um Milchmarktkrisen wirksam zu verhindern. Allein die Politik sei zu lange nicht willens gewesen den vernünftigen und wirtschaftlich nachhaltigen Vorschlägen des BDM zu folgen. Erst im Zeichen der verheerenden Krise 2016 habe die EU den Weg zu mengenreduzierenden Maßnahmen freigemacht und die Realität habe gezeigt, dass dieser Weg der einig erfolgreiche war. Neben den Änderungen der politischen Rahmenbedingungen seien die Landwirte aber weiterhin gefordert, für ihre Interessen einzutreten – egal ob dies das Geschehen am Milchmarkt, die Diskussion um den Wolf oder andere Fragen der Landwirtschaft beträfe. „Wir haben viel erreicht, aber es ist noch viel zu tun“, so der Allgäuer Milchviehhalter abschließend gewohnt kämpferisch.

So wurde der Abend durch die Überreichung der Geschenke an Referenten und Organisatoren beschlossen. Einig waren sich alle Anwesenden, dass der Chiemgauer und Rupertiwinkler Bauernabend eine tolle Gelegenheit war, an Vergangenes zu erinnern, aber auch optimistisch und kraftvoll in die Zukunft zu schauen.

 

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