BY: Lebhafter Austausch mit dem Verband der Bayerischen Privaten Molkereien

Bild u. Text:  Inge Wittenzellner
Ein umfangreiches Programm hatte sich die Informationsveranstaltung des BDM-Kreisteams Rottal-Inn in diesem Jahr vorgenommen: Neben dem Bericht zur BDM-Arbeit durch Kreisvorsitzenden und Bundesbeirat Josef Mühlthaler stand auch die Geschäftsführerin des Verbands der Bayerischen Privaten Molkereien, Susanne Nüssel auf der Rednerliste. Abgerundet wurde das Programm durch Erwin Schneiderbauer, der zum Thema „Butterfett statt Palmöl – neue Chancen für die Milchbauern und die Regionalentwicklung?“ sprach.

Eröffnet wurde der Abend mit dem Vortrag Mühlthalers, der die Ursachen der Milchmarktkrise 2015/16 sowohl in europäischem als auch globalem Kontext vermittelte und deutlich machte, dass die Krise vor allem auf die regelungslose Zeit nach Quotenende und die damit einhergehende Produktionsausweitung zurückzuführen sei. Der BDM habe hierauf mit einem „Kampagnensommer  2016“ reagiert, in dem er unter anderem eine Dauerpräsenz vor dem Wahlkreisbüro von Agrarminister Christian Schmidt organisiert, Demonstrationen in Berlin, München und Brüssel ausgerichtet habe und Agrarminister Schmidt so oft wie möglich mit den Problemen der Milchviehhalter konfrontiert habe. Trotz der schwierigen Lage seien die Aktivitäten schlussendlich von Erfolg gewesen: Noch nie zuvor wurden EU-Hilfsgelder an die Einschränkung oder Beibehaltung der Milchmenge gebunden, so Mühlthaler. In der Folge habe sich gezeigt, dass alleine das psychologische Signal, wonach weniger Milch auf dem Markt sei, schon eine Trendwende im Markt ausgelöst habe. Allerdings seien die Folgen der Milchkrise, die den Milchviehhaltern europaweit mehr als 30 Milliarden Euro gekostet hätte, noch lange nicht ausgestanden.

Die Geschäftsführerin des VBPM, Susanne Nüssel, eröffnete ihren Vortrag “Die Diskussion um die Milch – Chancen und Herausforderungen der Bayerischen Milchwirtschaft“ mit der Darstellung ihrer Aufgaben im Spektrum des Verbandsmandates. Im weiteren beleuchtete sie die Entwicklungen im landwirtschaftlichen Sektor, die beeinflusst werden durch Globalisierung und Liberalisierung des Marktes, sinkende Subventionen verbunden mit einem Rückzug der Politik; aber auch durch kürzere Wachstumszyklen, größere Wachstumsschritten und größerer Volatilität. Die sich verändernden Einflussfaktoren können ihrer Meinung nach Chancen eines liberalen Milchmarktes sein.
Die privaten Molkereien verarbeiten über 50 % der in Bayern erzeugten Milch. Eine besondere Bedeutung kommt dem Milchland Bayern in Deutschland zu, weil in Bayern alle starken Marken angesiedelt sind. Bayern besitze ein politisches Gewicht auch auf Bundesebene und die Land- und Ernährungswirtschaft spiele in Bayern eine größere Rolle als in anderen Bundesländer.

Die Schwerpunktthemen des Verbandes seien in den Jahren 2016/17 das Hauptprüfverfahren zur Verwendung der Umlage nach dem Milch und Fettgesetz, die Privatisierung der Umlage, der Milchförderfonds, die Novellierung der Milchgüte-Verordnung und das Tierwohl gewesen, so Nüssel.

Im 1. Halbjahr 2016 hätten die Milchauszahlungspreise ihren Tiefststand seit 2009 erreicht. Dabei sei festzustellen, dass die Milchpreise regional unterschiedlich sind und Bio-Milch vom Markt abgekoppelt sei.

Mit Grafiken und Statistiken zeigte Susanne Nüssel die Zusammenhänge und Wirkungen von Milchmengen, Erzeugerpreisen, Milchlieferungen, Preisentwicklungen, Auswirkungen von Währungsschwankungen, Rohstoffwerten, Exportmengen und -produkte für Deutschland, EU-Länder und den Weltmarkt auf:

Nach den derzeit verfügbaren Statistiken sei der Welthandel mit Milch in 2016 im Vergleich zu 2014 und 2015 leicht gewachsen: Bei Butter, Käse, Molkenpulver gäbe es eine steigende Tendenz, bei Milchpulver eine sinkende. Deutschland habe mehr Käse exportiert – wobei die Produkte weitestgehend unverändert geblieben seien. Weiterhin sei die EU weltweit der größte Milcherzeuger und -exporteur – mit steigender Tendenz.

Wohin die Milch in Deutschland fließt wurde anhand der in 2015 von den knapp 75.000  Milchviehhaltern erzeugten Menge (32,6 Mio t – davon 1,1 Mio t Eigenverbrauch) aufgezeigt. Die erzeugte Milch werde zur Verarbeitung in die Molkereien geliefert. Dann erfolgt die Vermarktung der dort hergestellten Produkte in folgenden Anteilen: 49 % Export, 37 % LEH, 14 % weiterverarbeitende Industrie, Ernährungsgewerbe und Großverbraucher.  Verbrauch in Deutschland:  16,2 Mio t Inlandsproduktion, 11,8 Mio t Import.

Der Weltmarkt gewänne an Bedeutung und definiere immer mehr den Milchpreis. Das Welthandelsvolumen für Milch und Milchprodukte nehme weiter zu und der „Staat“ zieht sich zurück. Derzeit sei bereits eine Entspannung erkennbar und sich der Markt freundlich entwickele, so die VPMB-Geschäftsführerin.

Als Fazit zog Susanne Nüssel, das der Milchmarkt Mitte 2016 auf den schwächsten Punkt seit 2009 gesunken gewesen sei. Die Nachfrage im EU-Binnenmarkt sei leicht steigend. Die Weltmarktnachfrage habe in den Jahren 2015/16 trotz Tiefstpreisen nur leicht zugenommen. Die Milcherzeuger hätten auf die niedrigen Milchpreise reagiert und produzierten im Schnitt weniger. Auf dem Weltmarkt sei durch Intervention und sinkendes Milchaufkommen aktuell eine Verknappung eingetreten. Auf das rückläufige Angebot bei Butter und Käse folgten starke Preisreaktionen. Unsicherheiten bestünden in Bezug auf die weitere Entwicklung des Milchaufkommens. Es sei davon auszugehen, dass sich die Milchpreise erholen werden. Die Marktentwicklung in 2017 werde maßgeblich vom weltweiten Milchaufkommen und von den Exportmöglichkeiten und den daraus entstehenden Erlösen beeinflusst werden.

Die VBPM-Geschäftsführerin informierte noch über eine laufende EU-Klage, zur Verwendung der Mittel aus der Umlage nach dem Milch und Fettgesetz. Um derartige Risiken für die Zukunft auszuschließen, erfolgte der Beschluss, dass die Umlage zum 30.06.2017 auf Null gesetzt wird. Ab dem 01.07.2017 entsteht eine neue Organisation, die privatrechtlich geführt und wiederum aus Mitteln der Molkereien gespeist werde. Auch die Aufgaben des Milchförderfonds wurden gegen Ende ausführlich diskutiert.

Eine sehr lebhafte und teilweise kontroverse Diskussion, insbesondere bei den Themen Milchmarkt und Milchförderfonds durch die teilnehmenden Milchbäuerinnen und Milchbauern begleitete den Vortrag und die Ausführungen von Susanne Nüssel. Die VBPM-Geschäftsführerin zeigte sich bei allen Fragen und Anmerkungen gewohnt souverän und bereit für eine konstruktive Zusammenarbeit. Josef Mühlthaler  wurde von ihr um Anregungen für die Verwendung der Mittel des Milchförder-Fonds gebeten.

Kurz und prägnant stellte Erwin Schneiderbauer anschließend in seinem Vortrag „Butterfett statt Palmöl – neue Chancen für die Milchbauern und die Regionalentwicklung?“ die möglichen und nahe liegenden Verwendungsbereiche für Butterfett als Ersatz für Palmöl vor. Er machte hier darauf aufmerksam, dass Palmöl kommt größtenteils aus Indonesien und Malaysia stammt und dass für Palmöl-Plantagen häufig größere Flächen Regenwald abgeholzt bzw. abgebrannt.

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