BY: Landwirtschaftsempfang der SPD-Landtagsfraktion in Mühldorf am Inn

MdL Günther Knoblauch hatte zum agrarpolitischen Treffen eingeladen, um über Krise, in der die bayerische Landwirtschaft steckt, zu sprechen. Parteikollege Dr. Till Backhaus, Landwirtschaftsminister in Mecklenburg-Vorpommern, war Gast bei der Veranstaltung.

Grund genug für einige BDM-Mitglieder, die Veranstaltung in den Hallen der Firma Fliegl Agrartechnik GmbH in Mühldorf am Inn ebenfalls zu besuchen.
In seiner Rede betonte Horst Arnold, Vorsitzender und agrarpolitischer Sprecher der SPD-Landtagsfraktion, dass parteiübergreifendes Handeln notwendig sei, um den Weg aus der Krise zu bewältigen. In Bayern hänge jeder siebte Arbeitsplatz von der Landwirtschaft ab und somit weit mehr als von der Autoindustrie. Er erwähnte, dass bei den 32.000 bayerischen Milchviehbetrieben das Einkommen allein von 2014 auf 2015 um 40% gesunken sei.

Backhaus plädierte in seiner Rede für die Koppelung von Beihilfen an eine Milchmengenreduktion in Europa, sah dabei aber nicht nur die Politik in der Pflicht, sondern auch die Molkereien und den Lebensmitteleinzelhandel als Marktbeteiligte in der Verantwortung. Molkereien und LEH verdienten immer noch viel Geld an der Milch. Das Defizit, das zwischen 10-15 Cent/kg Milch liegt, bleibe bei den Landwirten. Er betonte: „Das kann nicht sein!“

Der Wert von Lebensmitteln und Kulturgut im ländlichen Raum werde einfach vergessen, auch wenn 365 Tage im Jahr Lebensmittel auf allerhöchstem Standard produziert werde. Backhaus` Kritik  richtete sich aber auch an die Politik und die Parteien: Landwirtschaft und die ländlichen Räume würden generell zu oft vergessen werden. 54 % der Deutschen leben im ländlichen Raum, zitierte er.

Gelinge es nicht, die derzeitige Agrarkrise in den Griff zu bekommen, brächen auch viele weitere Arbeitsplätze weg. „Ein Arbeitsplatz in der Landwirtschaft sichert bis zu zehn weitere Arbeitsplätze im vorgelagerten, weiterverarbeitenden und Veredlungs-Bereich“, so Backhaus.

„Wir brauchen vielfältige Strukturen sowie eine ressourcenschonende und somit auch wettbewerbsfähige Landwirtschaft. Wir brauchen faire Preise und da werden wir nachsteuern“, erklärte Backhaus. Er fordert aber auch, dass die Landwirtschaft sich bewegt. Betriebe müssten nachhaltiger produzieren und mit modernster Technologie arbeiten.
Angesichts eines globalen Marktes sieht Backhaus die Möglichkeit, die Marke „Made in Germany“ in höchster Qualität zu verkaufen. Die Zukunft der Betriebe hänge vom heutigen Umgang mit den Arbeitskräften und dem Nachwuchs ab.

Die Molkereistrukturen in Deutschland bemängelte der Minister. Von insgesamt 150 Molkereien seien gerade zwei im Norden angesiedelt. Dies mache es den Landwirten so gut wie unmöglich, die Molkerei zu wechseln. Die Marktmacht der beiden Molkereien sei somit unbestritten. In Bayern sei die Lage nach Ansicht des Ministers entspannter, da hier mehr Molkereien ansässig seien. Lebensmittelhandel und Molkereien dürften durch ihre Preisverhandlungen die Bauern nicht gegeneinander ausspielen, hob er hervor.

In die Sonder-Agrarministerkonferenz, am 15. Juli in Brüssel, setze er als diesjähriger Vorsitzender der Agrarministerkonferenz große Hoffnungen, damit der Milchpreis wieder an Stabilität gewinne, so der Minister und betonte, dass er dabei die Unterstützung aus Bayern erwarte. Er habe auch EU-Kommissar Phil Hogan und den französischen Agrarminister Stephane Le Foll zur Sonder-Agrarministerkonferenz eingeladen. Gerade Le Foll spreche sich ebenfalls für eine europaweite Mengenreduzierung aus. „Es müssen Beschlüsse getroffen werden“, erklärte Backhaus und äußerte die Erwartung, dass es in wenigen Monaten positive Auswirkungen auf den Milchpreis gebe, wenn die Menge runter gehe.

Nach dem offiziellen Teil der Veranstaltung setzte sich Dr. Till Backhaus für ein ausgiebiges und langes Gespräch zu den BDM-Besuchern. Er betonte noch einmal, dass Mengen-reduzierende Maßnahmen unabdingbar seien. Er verstehe nicht, warum andere Verbände dies nicht einsähen.

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