Ein hochkarätig besetztes Podium konnte die Initiative für sinnvolle Güllewirtschaft in Kooperation mit dem BDM e.V. auf dem diesjährigen Milchbauernabend im oberschwäbischen Baindt zusammenbringen. Auf dem breit besetzen Podium fanden als „aktive“ Politiker der Staatssekretär im Landesministerium für Umwelt, Dr. Andre Baumann, der Bundestagsabgeordnete Axel Müller und das Mitglied des baden-württembergischen Umweltausschusses Karl Rombach, MdL, Platz.
BW: Gülleausbringtechnik bleibt weiterhin Streitthema
Das Podium komplettiert wurde durch die beiden ehemaligen Parlamentarier Maria Heubuch (ehem. MdEP) und Waldemar Westermayer (ehem. MdB und Kreisbauer des Bauernverbandes), sowie Professor Martin Elsäßer vom Landwirtschaftlichen Zentrum in Aulendorf und als Betroffener und Stimme der Initiative Wilfried Müller, Milchviehhalter aus Kisslegg Platz.
Grundsätzliche Fragestellung des Abends waren somit die prognostizierten Vor- und die befürchteten Nachteile der, ab 2025 auch auf Grünland vorgeschriebenen bodennahen und streifenförmigen Ausbringung von Wirtschaftsdüngern. Diese Vorschrift habe – so die Vertreter der Initiative – keinerlei Bedeutung in Bezug auf Klimaschutz und Nitrateintrag, da das bei der Gülleausbringung ausgasende Ammoniak nicht klimarelevant sei und die Menge des Nitrats nicht von der Ausbringtechnik, sondern von der Ausbringmenge abhänge. Die Ammoniakausgasung könne vielmehr durch Zusatz von Wasser reduziert werden. Entweder vor der Ausbringung durch Zugabe von Wasser in die Gülle oder während der Ausbringung und danach durch Regen bzw. Tau.
Investitionen in teure und überdimensionierte Ausbringtechnik seien daher nicht notwendig, so Winfried Müller. Eine Argumentation, mit der Prof. Elsäßer zwangsläufig nur wenig anfangen konnte, seien doch alle Möglichkeiten der Güllebearbeitung ausreichend getestet, um jegliche Wirksamkeit ausschließen zu können. Ebenso könnten die notwendigen Investitionen je Betrieb durch Kooperation auf ein Niveau von ca. 50.000 Euro gesenkt werden, so Prof. Elsäßer.
Auffällig war die nahezu einmütige Zustimmung der versammelten Politik für die Position der Bauern. Allein es fehle der Politik die Möglichkeit, hier noch tätig zu werden, da die EU- Nitrat- und vor allem die NEC-Richtlinie hier den politischen Rahmen bestimme. Ausdrücklich schloss Staatssekretär Dr. Baumann ein neuerliches Aufschnüren der Düngeverordnung aus, aber er räumte die Möglichkeit der Länderöffnungsklausel ein, in der jedes Bundesland Spielraum habe um Erleichterungen oder Verschärfungen umzusetzen. Während der gelernte Landwirt Karl Rombach vor allem aus seinen persönlichen Erfahrungen in der Landwirtschaft berichtete, griff Bundestagsabgeordneter Axel Müller auch die wissenschaftlichen Untersuchungsergebnisse an – betonte allerdings auch, dass auch die Bundesregierung den europäischen Regelungen zum großen Teil machtlos gegenüberstehe.
Maria Heubuch als ehemaliges Mitglied des Europäischen Parlaments machte vor allem den hohen Tierbesatz für die Belastung der roten Gebiete verantwortlich und forderte hier eine Abkehr von der weiteren „Industrialisierung“ der Landwirtschaft. Waldemar Westermayer betonte als ehemaliger Bundestagsabgeordneter seine schwierige Rolle in der Aushandlung der Novellierung der Düngeverordnung in Anbetracht der ambitionierten europäischen Vorgaben. Verschiedentlich wurden die Folgen der Regelungen der Düngeverordnung auch dem politischen Spiel des Bauernverbandes, welches zum großen Teil aus Abwarten und Verzögern bestanden habe, angelastet.
Als konkretes Ergebnis konnte leider nur die Zusage von Prof. Elsäßer, bei den nächsten Versuchsterminen nicht nur Vertreter des Bauernverbandes, sondern auch der Initiative für sinnvolle Güllewirtschaft einzuladen.
Viele der circa 250 Anwesenden nutzten in Anschluss noch die Gelegenheit, mit den Protagonisten des Abends ins Gespräch zu kommen und weitere Fragen zu erörtern. Die Diskussion zeigte in der Zusammenschau, dass aufgrund der komplexen Regelungsmaterie auf diversen politischen Ebenen das Engagement von Landwirten, die als Praktiker auch unmittelbar betroffen sind, weiterhin mehr als nötig bleibt.