Bessere Betriebsergebnisse im vergangenen Jahr – kein Grund, jetzt die Hände in den Schoß zu legen

Die positive Einkommensentwicklung der Landwirtschaftsbetriebe im Wirtschaftsjahr 2021/2022 zeigt, wie elementar wichtig Märkte sind, die sich im Gleichgewicht von Angebot und Nachfrage befinden. Der Anstieg des Einkommens je Arbeitskraft um 32% auf 43.500 Euro, was das mit Abstand stärkste durchschnittliche Ergebnis innerhalb der letzten zehn Wirtschaftsjahre darstellt, belegt nach Ansicht des Bundesverbands Deutscher Milchviehhalter BDM e.V. vor allem aber auch, wie dauerhaft niedrig die Ausgangslage war.

„Berücksichtigt werden muss zudem, dass wir mit diesem Bruttoarbeitslohn von monatlich 3.625 Euro nicht nur die Lebenshaltung unserer Familien, sondern auch Steuern, Sozialversicherungsbeiträge und sonstige Beiträge zum Aufbau einer adäquaten Altersversorgung etc. bestreiten müssen“, gibt BDM-Vorsitzender Karsten Hansen zu bedenken. „Auch betriebliche Darlehen müssen davon bedient werden“, so Hansen weiter. „Und notwendige Investitionen in landwirtschaftliche Technik und Stallbauten bewegen sich schnell im hohen sechsstelligen Bereich und darüber.“

„Wir können der Feststellung von Dr. Ophelia Nick, Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesagrarministerium, nur zustimmen, dass eine Schwalbe noch keinen Sommer macht, was die wirtschaftliche Lage der Betriebe angeht“, erklärt BDM-Vorstand Manfred Gilch. „Nicht ganz teilen können wir die Einschätzung, dass die Betriebe mit dem besseren Betriebsergebnis 2021/22 Rücklagen bilden und in die Zukunft ihrer Höfe investieren konnten. Zur Rücklagenbildung waren die wenigsten Betriebe tatsächlich in der Lage. Vielfach wurden mit den höheren Erlösen des letzten Wirtschaftsjahres der Reparaturstau der vorhergehenden Jahre und bestehende Liquiditätsdarlehen abgebaut – und damit quasi Altlasten der Vergangenheit beseitigt.“

„Rücklagen zu bilden könnte nur gelingen, wenn auch das noch laufende Wirtschaftsjahr 2022/23 für den Milchviehbereich wie auch den Schweinebereich positiv ausfiele. Wenn wir uns jedoch die aktuelle Milchmarktsituation vor Augen halten, dann sieht es in dieser Hinsicht ganz schön düster aus“, so BDM-Vorstandsmitglied Manfred Gilch. „Die Milcherzeugerpreise rauschen nach unten, die Kosten für Betriebsmittel bleiben nach wie vor hoch und unterm Strich zeichnet sich eine nächste wirtschaftliche Schieflage an!“

Nicht nachzuvollziehen ist aus Sicht des BDM die Verlautbarung des Bundesagrarministeriums, dass die Landwirtinnen und Landwirte künftig stärker für ihre Leistungen im Tier- oder Klimaschutz zuverlässig entlohnt würden und sich damit eine solide Einkommensquelle erschließen könnten. „Die Agrargelder, die man dafür einsetzt, waren schon bisher ein wesentlicher Teil des Einkommens, sie werden jetzt nur umverteilt und sind zudem mit höherem Aufwand und damit zusätzlichen Kosten verbunden“, betont Karsten Hansen. „So ehrlich müssen wir sein!“ Die zusätzlich im Bundeshaushalt für dem Umbau der Tierhaltung eingestellte eine Milliarde Euro über alle Tiersparten bringt zunächst auch kein zusätzliches Einkommen. Um diese Förderung in Anspruch zu nehmen, müssen Investitionen getätigt sowie höhere Haltungskosten finanziert werden – jeweils mit einem Eigenanteil, der sich rein rechnerisch eher einkommensmindernd auswirken dürfte.

„Wir haben schon heute eine gänzlich veränderte Marktsituation, die ins Negative dreht. Wir können nicht jetzt die Hände in den Schoß legen, weil das letzte Wirtschaftsjahr gut war. Wenn wir nicht wieder 10 Jahre oder mehr warten wollen, um eine gewinnbringende Einkommensentwicklung vermelden zu können, müssen wir die Marktrahmenbedingungen so gestalten, dass eine gewinnbringende Vermarktung unserer Agrarprodukte zur Regel statt zur Ausnahme wird“, mahnt BDM-Vorsitzender Hansen. „„Märkte gestalten statt Krisen verwalten“ ist eine alte Forderung von uns, die nichts an Aktualität eingebüßt hat.“

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