Milchmarkt hat Kipp-Punkt überschritten – Handlung dringend nötig
Zur Grünen Woche: Gemeinsames Forderungspapier an Cem Özdemir vorgestellt
(Berlin) In seiner heutigen Pressekonferenz zur Grünen Woche stellte der Bundesverband Deutscher Milchviehhalter BDM e.V. zusammen mit Vertretern von AbL und LsV Deutschland ein gemeinsames Forderungspapier von BDM, AbL, LsV Deutschland und MEG Milch Board an Bundesagrarminister Cem Özdemir vor, in dem dieser aufgefordert wurde, das EU-Sicherheitsnetz für Agrarmärkte für den Milchmarkt scharfzuschalten. Der Milchmarkt habe seinen Kipp-Punkt längst überschritten, ein politisches Handeln sei daher höchst angebracht, so die Verbandsvertreter übereinstimmend.
In den Verhandlungen auf EU-Ebene müsse Bundesagrarminister Cem Özdemir eine Vorreiterrolle einnehmen.
„Es zeichnet sich wie bei allen vorhergehenden Marktkrisen auch jetzt schon wieder ab, dass erst dann reagiert wird, wenn das Kind in den Brunnen gefallen ist“, kritisierte BDM-Sprecher Hans Foldenauer. „Wir erwarten uns mehr von Bundesminister Özdemir. Geredet und zerredet wurde in den letzten zwei Jahrzehnten genug. Es ist jetzt höchste Zeit zu handeln“, betonten auch Georg Janßen für die AbL und Marc Berger für LsV Deutschland.
Foldenauer stellte die Entwicklung auf den Milchmärkten mit einigen Charts zu Milchproduktpreisen, Anlieferungsmengen und Absatzzahlen dar und hob mit Blick auf die Entwicklung der Milchmärkte hervor: „Die bisher guten Auszahlungspreise an die Erzeuger dürfen uns nicht dazu verleiten, zu glauben, dass doch alles gut ist. Seit Mitte 2022 zeigt sich die Wende deutlich.“
Er warnte davor, sich in trügerischer Sicherheit zu wiegen, weil man noch weit weg vom Preisniveau der letzten Krisenjahre sei. Betrachte man nur die variablen Kosten der Milchproduktion, die im Krisenjahr 2016 bei 27 Cent/kg Milch gelegen hätten, stelle sich heute angesichts massiv gestiegener Kosten ein völlig anderes Bild dar: „Für die variablen Kosten gilt: 45 Cent sind die neuen 27 Cent! Ab diesem Niveau befinden wir uns in massiven Liquiditätsschwierigkeiten!“
„Wir kommunizieren das hier ganz bewusst gemeinsam, um unseren Forderungen nach einer Scharfschaltung des EU-Sicherheitsnetzes deutlichen Nachdruck zu verleihen“, betonten die Verbandsvertreter noch einmal.
In einem Rückblick auf die vergangenen zwei Jahre zeigte BDM-Sprecher Hans Foldenauer überdies, was möglich ist und welches Potenzial auch für Themen wie Tierwohl und Klimaschutz vorhanden wäre, wenn der Milchmarkt ausgeglichen ist bzw. zum Verkäufermarkt wird. „Sehr deutlich wurde uns vor Augen geführt, welch massiven Einfluss ein ausgeglichener Markt auf die Marktstellung der Erzeuger hat. Plötzlich mussten wir nicht mehr über jedes Stöckchen springen, das man uns hingehalten hat, sondern konnten in vielen Fällen auf ganz anderer Augenhöhe verhandeln. Für uns ein klarer Fingerzeig, dass wir mit unseren Forderungen, die alle auf eine Verbesserung der Marktstellung der Erzeuger abzielen, richtig liegen. Nur so können wir unsere Betriebe nachhaltig weiterentwickeln.“
Foldenauer weiter: „Fatal ist, dass die Markterholung der letzten beiden Jahre vor allem durch Betriebsaufgaben aufgrund langanhaltender wirtschaftlicher Probleme verursacht wurde. Ausgeglichene Märkte müssen durch sinnvolle Marktrahmenbedingungen ermöglicht werden – nicht durch weitere Betriebsaufgaben! Dafür brauchen wir politisches Handeln!“
Hinweis: Mit Blick auf ausführlichere Wortbeiträge zu Farm-to-Fork, Tierwohl und dem diskutierten Verbot des Verkaufs unter Einstandspreis gilt das in der Pressekonferenz gesprochene Wort.
V.l.n.r.: Georg Janßen (AbL), Hans Foldenauer (BDM) und Marc Berger (LsV Deutschland)
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