(Steinbeck/Brandenburg). Im Gespräch mit Landwirtschaftsminister Jörg Vogelsänger auf der Agrargenossenschaft „Höhe“ forderte der Bundesverband Deutscher Milchviehhalter e.V. Klarheit auf dem Milchmarkt. Der BDM e.V. lud den brandenburgischen Minister auf den 2.000 ha Mischbetrieb mit ca. 500 Milchkühen zum Informationsaustausch zum Milchmarkt und der Weiterentwicklung der Gemeinsamen Agrarpolitik nach 2020 ein.
BB: Wir brauchen Klarheit auf dem Milchmarkt
Frau Regina Helbig, Vorstand Agrargenossenschaft „Höhe“, freute sich über den Besuch von Landwirtschaftsminister Vogelsänger. Sie stellte den Betrieb vor und schilderte die verschiedenen Standbeine. Der Landwirtschaftsbetrieb arbeitet seit sieben Jahren ohne gentechnisch veränderte Futtermittel und trägt den Stempel „gentechnikfrei“. Voller Stolz berichtete sie, dass die eigene Milch zu Eis verarbeitet und in dem Verkaufsstand der Milchtankstelle angeboten wird. In den vergangenen Jahren wurde die Direktvermarktung Schritt für Schritt weiter ausgebaut. „Bei der umliegenden Bevölkerung kommen die regionalen Produkte gut an“, erklärte Heino Schmidt, Leiter Tierproduktion. „Inzwischen werden über 80 Liter Frischmilch täglich verkauft“, ergänzte er.
Allerdings sorgen die großen Schwankungen der Milchpreise mit lang anhaltenden Preistälern für Ungewissheit. Denn für Landwirtin Helbig sind Eisproduktion und Milchtankstelle weniger Standbeine, sondern gute Möglichkeiten das Image der Bauern zu verbessern und Öffentlichkeitsarbeit zu betreiben und dem Verbraucher die Hintergründe der Milchproduktion näher zu bringen. Von daher ist für Frau Helbig Klarheit auf dem Milchmarkt wichtig, wie es mit dem Preis zukünftig weitergeht. „Die Milchviehställe sind über 40 Jahre alt und die Investitionen in neue Technik drängen. Allerdings sind Stallneubauten bei Milchpreisen im unteren 30 Cent-Bereich ein unkalkulierbares Risiko“, betonte die Bäuerin.
Minister Vogelsänger lobte die Vorgehensweise des Betriebes, sich breiter aufzustellen. Er verwies darauf, dass Brandenburg die Agrarbetriebe unterstützt. „Bei der Dürre im vergangenen Jahr wurden 94% der eingegangenen Anträge positiv beantwortet“, betonte er. Hinsichtlich der anstehenden GAP-Reform setzt sich Vogelsänger für den Erhalt der ersten Säule ein. „Das geplante Inkrafttreten der GAP am 01. Januar 2020 wird nicht realistisch sein und sich nach hinten verschieben“, fügte er hinzu.
„Das bisherige System krankt an der falschen Ausrichtung der GAP“, beschrieb Hans Foldenauer, Sprecher des BDM-Vorstandes, die aktuelle Situation. „Die Reform der Agrarpolitik muss das Ziel haben, höhere Erlöse aus dem Verkauf der Produkte zu erzielen“, ergänzte er. Laut Foldenauer reicht es nicht aus, nur an kleinen Stellschrauben zu drehen, sondern den Milchmarkt neu zu ordnen und ihn krisensicherer zu machen. Dazu gehört laut Foldenauer auch die Neugestaltung der Vertragsbeziehungen (Art. 148 GMO). Der BDM-Sprecher sprach auch über den Vorschlag, die Milch zukünftig durch eine Branchenorganisation anders zu vermarkten, um die Betriebe weiterentwickeln zu können. „Vor allem wird eine Strategie für den Sektor Milcherzeuger dringend benötigt, um Planungssicherheit für langfristige zu erhalten“ betonte er.
In der anschließenden Diskussion wurde aus den Reihen der Berufskollegen der dürftige Milchpreis heftig kritisiert. Vor allem ging es dabei, wie die geforderten Standards mit höheren Produktionskriterien entlohnt werden soll. Darüber hinaus äußerten die Landwirte ihren Unmut über die Ausgestaltung der Düngeverordnung und den Umgang mit den Wildtieren Wolf und Biber. Die Nager verursachen in Brandenburg große Schäden. Minister Vogelsänger empfahl bei großen Schäden des Bibers Anträge auf Entnahme zu stellen. Nach seiner Meinung würden die meisten positiv ausfallen.