Ein breites Themenspektrum hatten sich die Spitzen des BDM-Landesteams Bayern für das Gespräch mit der agrarpolitischen Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion im bayerischen Landtag, Ruth Müller, vorgenommen. Und so wurde neben der BDM-Sektorstrategie auch Themen wie die Zukunft der Kombinationshaltung und der agrarpolitische Kurs der neuen Bundesregierung diskutiert.
BDM im Gespräch mit SPD-Agrarsprecherin Ruth Müller
Zu Beginn des Gesprächs gab BDM-Landesvorsitzender Manfred Gilch einen Überblick über die aktuelle Situation auf dem Milchmarkt. Diese zeige eindeutig, dass die Marktmacht aktuell extrem zu Ungunsten der Milchviehhalter verteilt sei, sei es aktuell nicht möglich die gestiegenen Kosten der Milchproduktion angemessen an die Verarbeiter weiterzugeben.
Geradezu im Gegenteil: Während sich die Molkereien zu Rekordpreisen freie Milch verkauften, zöge der Milcherzeugerpreis nur sehr ungenügend nach. Dies sei, so Gilch, auch Politikversagen, da diese sich seit Jahren weigere, eine Stärkung der Erzeuger durchzusetzen. Das einfachste Mittel hierzu wäre, Artikel 148 GMO endlich in Kraft zu setzen, um Verträge mit der verpflichtenden Angabe von Preis, Menge, Qualität und Vertragszeitraum vorzuschreiben. Ruth Müller stimmte den Forderungen zu, unterstrich aber auch, dass auch die Kriseninstrumente für den Milchmarkt weiter im Blick behalten und auf Brüsseler Ebene ausgebaut werden sollte.
Im Verlauf des interessanten Gesprächs, an dem auch die neue agrarpolitische Referentin der SPD-Landtagsfraktion Richeza Herrmann teilnahm, wurde auch der europäische und globale Milchmarkt thematisiert. Hans Leis, als zweiter Landesteamvorsitzender machte hier deutlich, dass auch die gesamte Agrarpolitik der EU auf den Prüfstand gehört. Vordringliches Ziel müsse es sein, das Preisniveau für landwirtschaftliche Produkte langfristig zu erhöhen, um kostendeckende Preise auch ohne „einkommenserhöhende“ Mittel der ersten Säule sicherstellen zu können. Dies veranschaulichte er anhand der Milch-Erzeugungskosten, die – egal ob konventionell oder biologisch erzeugt – stets zu 20 bis 30 % nicht durch die Milchauszahlungspreise gedeckt seien.
Dies sei auch Folge der agrarpolitischen Ausrichtung der vergangenen Jahrzehnte auf Kostenführerschaft und Wettbewerbsfähigkeit. Diese Prämisse habe die Milcherzeuger in der Europäischen Union vor allem in Zeiten schlechter Preise in eine Produktionsspirale getrieben, die nicht nur die heimischen Milchauszahlungspreise weiter unter Druck setzten, sondern auch den Weltmarkt für Milch in Krisensituationen stürzte.
Eine weitere Frage, der sich die Runde widmete, war die nach den sich wandelnden Ernährungsgewohnheiten. Hier machten die BDM-Vertreter deutlich, dass es nicht die Aufgabe der Landwirtschaft sein könne, Ernährungsstile vorzugeben. Jede Nachfrage werde sich auch sein Angebot schaffen und man müsse auch hier bedenken, dass die grundsätzlichen Marktprobleme bestehen bleiben. So habe auch der vermehrte Absatz von Bio-Produkten nicht zu einer Kostendeckung der Bio-Produzenten geführt und inzwischen seien auch auf dem Bio-Markt mengeninduzierte Marktstörungen zu verzeichnen.
Die Runde war sich einig, dass die Schwerpunktsetzung der neuen Bundesregierung nach den rückwärtsgewandten Jahren der vergangenen Bundeslandwirtschaftsminister ein positives Zeichen sei. Wichtig sei, dass die Bundesregierung den Worten nun auch Taten folgen lassen müsse und sich auch auf europäischer Ebene für eine neue Agrarpolitik einsetzen müsse.