BY: Kontroverse Positionen auf dem Herriedener Podium

Auf Einladung des BDM-Kreisteams Ansbach und anderer landwirtschaftlicher Organisationen fand am 05.März eine hochkarätig besetzte Podiumsdiskussion unter dem Titel „Landwirtschaft zwischen Welthandel und Gesellschaft“ statt. Unter anderem nahmen BDM-Landesteamvorsitzender Manfred Gilch, BBV-Milchpräsident Günther Felßner, Bayerns AbL-Chef Josef Schmid und der Pfarrer und Agraringenieur Hans Zeller auf dem Podium Platz.

Schon auf die Eingangsfrage nach der zukünftigen Rolle der Landwirtschaft auch und gerade im globalisierten Umfeld gab die Runde denkbar unterschiedliche Antworten: So unterstrich Günther Felßner die Bedeutung des Exportes für die europäische Landwirtschaft – diese produziere die besten Lebensmittel der Welt und die Welt sei auf den Export der erstklassigen europäischen Nahrungsmittel angewiesen. Josef Schmid führte aus, dass sich die Landwirtschaft in den vergangenen Jahrzehnten immer mehr von einer flächengebundenen Produktion verabschiedet habe und zu einem durchindustrialisierten Wirtschaftszweig geworden sei.
Manfred Gilch bescheinigte dass Europas Milchbauern in Ihrer Wirtschaftsweise als auch im Umgang mit der Umwelt unter den derzeitigen Marktgegebenheiten bisher Herausragendes leisten. Er kritisierte jedoch, dass durch die falsche Marktausrichtung der EU Agrarpolitik auf den Weltmarkt, mittlerweile der gesamte Landwirtschaftssektor mit stark zunehmenden Problemen konfrontiert wird. Regelmäßige Marktkrisen belasten die nachhaltige Entwicklung der Betriebe, verstärken gleichzeitig den Intensivierungsdruck und die Wachstumsschritte. Diese Entwicklung wiederum wird immer stärker  von der Gesellschaft kritisiert, die damit auch eine Veränderung der Kulturlandschaft der Umwelt und der Artenvielfalt feststellt. Aufgrund dessen, sieht Gilch die bisherige Ausrichtung der EU Agrarpolitik auf den Weltmarkt für gescheitert an und forderte auf dem Podium eine Neujustierung. Dazu, so Gilch, braucht es eine entsprechende Ausgestaltung einer Marktordnung, bei der Markterlöse erzielbar sind, welche wieder eine wirtschaftliche und nachhaltige Entwicklung bäuerlicher Betriebe zulässt und gleichzeitig aber auch die steigenden Anforderungen der Gesellschaft an eine bäuerliche Wirtschaftsweise mitberücksichtigen kann. Auch Pfarrer Zeller betonte die Verantwortung der Landwirtschaft in Bezug auf Umwelt- und Naturschutz und unterstützte die Forderung des BDM nach einem notwendigen Richtungswechsel in der Agrarpolitik.
Eine weitere Diskussion entspann sich an der Ausstellung „Milch reist nicht gerne – Milchbauern schon“, mit denen der BDM in Zusammenarbeit mit der Hilfsorganisation Misereor über die Situation der Milcherzeuger in Burkina Faso informiert. Diese Ausstellung vermittele, so Bezirkspräsident Felßner, einen komplett falschen Eindruck. So seien laut Felßner, doch nur 40 Tonnen Magermilchpulver aus EU-Produktion ins westafrikanische Land exportiert worden, eine Menge, die viel zu gering sei, um den Markt kippen zu lassen. Diese Sichtweise erntete den Widerspruch mehrere Mitdiskutanten auf dem Podium und wurde auch von im Publikum anwesenden Entwicklungshelfern mit Zahlen widerlegt. Und dies nicht ohne Grund; zeigen doch die Daten, dass in 2016 ca. 33.000 Tonnen Magermilchpulver in die westafrikanischen Länder Nigeria, Senegal und Ghana exportiert wurden und man davon ausgehen muss, dass ein Teil dieser Menge auch innerhalb des afrikanischen Kontinents weiter gehandelt wurde.
Gegen Ende der Diskussion, die souverän von Günther Brendle-Behnisch vom Bündnis „Stopp-TTIP Ansbach“ moderiert wurde, kam man noch auf die zukünftige Rolle der Landwirtschaft zu sprechen. Felßner machte hier deutlich, dass er das alleinige Heil in einem Einheitsverband sähe, der die Artikulation der landwirtschaftlichen Interessen gegenüber der Politik wahrnehmen soll. Auch in diesem Punkt konnte Felßner nur die wenigsten überzeugen, sah die Mehrheit der Anwesenden in Zukunft doch mehr Meinungspluralität in der Landwirtschaft und vor allem einen intensiveren Dialog mit den Verbraucherinnen und Verbrauchern als nötig an.

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