Einen nicht alltäglichen Termin richtete das BDM-Landesteam Bayern Mitte Oktober in der „EU-Hauptstadt“ Brüssel aus. In den Räumlichkeiten der Vertretung des Freistaates Bayern, einem pittoresken Schlösschen mit angrenzenden Tagungsräumen, fand der erste Parlamentarische Abend des Landesteams in Brüssel statt.
BDM-Landesteam Bayern im Herzen der Europäischen Politik
Die Räumlichkeiten, zentral zwischen den Gebäuden der EU-Kommission, des Europäischen Rates und des EU-Parlaments gelegen, werden ausschließlich für Interessengruppen und Anliegen, die explizit im bayerischen Interesse liegen, vergeben und so war es dem Landesteam eine große Freunde, die Chance zum Austausch auf europäischer Ebene nutzen zu können.
So vielfältig wie die Europäische Union gestalteten sich dann auch die Teilnehmer der Veranstaltung. Neben zahlreichen Abgeordneten des EU-Parlaments nahmen auch viele Vertreter der EU-Generaldirektion Agri, sowie Vertreter aus Zivilgesellschaft und Medien an der Abendveranstaltung teil. So entwickelte sich schon vor dem offiziellen Beginn der Veranstaltung ein interessanter Dialog zum grundsätzlichen Thema „GAP nach 2020 – Wohin werden die Weichen gestellt?“ zwischen BDM-Milchviehhaltern und den Geladenen.
Nach der folgenden offiziellen Begrüßung durch Landesvorsitzenden Manfred Gilch, der eindrücklich auf den Zusammenhang zwischen der europaweiten Agrarpolitik und dem Weiterbestehen einer flächendeckenden und zukunftsorientierten Milchviehhaltung aufmerksam machte, hatte auch die Politik das Wort: Die SPD-Agrarpolitikerin Maria Noichl, gebürtig aus dem Landkreis Rosenheim, stellte in ihrem Grußwort deutliche Fragen: „Muss die EU die Welt ernähren? Kann die EU die Welt ernähren?“, waren die deutlichen Fragen an die Versammelten. Ähnlich kritisch fragte Martin Häusling, Agrarsprecher der Grünen im Europäischen Parlament, nach der Wirkung der aktuellen GAP für die Milchviehhalter. Auch diese habe den fortgesetzten Strukturbruch nicht verhindert, sondern nur einer agrarpolitischen Ausrichtung auf Exporte auf den Weltmarkt das Feld bereitet.
Hans Foldenauer, BDM-Vorstandssprecher und selbst Milchviehhalter, schlug anschließend die inhaltlichen Pflöcke für den BDM ein: Eine Neuorganisation der Gemeinsamen Marktordnung(GMO) sei im Rahmen der GAP-Verhandlungen unerlässlich, da vor allem die GMO für eine kostengerechte Produktion landwirtschaftlicher Güter entscheidend sei. Er trat damit klar aktuellen Bestrebungen von Bauern- und Genossenschaftsverbänden entgegen, primär die Finanzquellen auch für die nächste Förderperiode zu sichern und erst dann über Sinn und Zweck der Zahlungen nachzudenken.
In der anschließenden – engagiert geführten – Diskussion spannte sich die ganze Breite der Gemeinsamen Agrarpolitik auf; so waren sowohl eher einzelbetriebliche, regionale Fragen wie die Zukunft der Anbindehaltung, als auch die „großen“ Fragen der Aussichten des Zweisäulenmodells Kern von Fragen. Vor allem in Bezug auf Fragen in Bezug auf den Milchmarkt konnte BDM-Bundesvorsitzender Stefan Mann die Beziehung zwischen den Polen Agrarförderung und nachhaltiger Milchpreis betonen.: Nur durch einen fairen und vollkostendeckenden Milchpreis sei eine Situation gegeben, in dem die EU-Agrarpolitik ihren wahren Verpflichtungen nachkommen könne und den erzeugenden Betrieben ein zukunftsfähige Entwicklung ermöglicht werden könne, so Mann.
Nach dem Schlusswort nutzen sowohl der BDM-Vertreter als auch nahezu alle Gäste die Gelegenheit, um sich beim kleinen Empfang im Eingangsbereich des Tagungsortes weiter zu unterhalten und die gewonnen Eindrücke zu diskutieren.