Bei Frischli in Rehburg-Loccum
Kontraktabschlüsse so gestalten, dass schnellstmöglich 40 Cent an die Milchviehhalter ausbezahlt werden können – Mehrerlöse vollständig und umgehend an die Milchviehhalter durchreichen
4. Oktober: Bundesweiter Molkereiaktionstag der BDM-Milchviehhalter
Die Milchviehhalter des Bundesverbands Deutscher Milchviehhalter BDM e.V. besuchten am 4. Oktober im Rahmen eines bundesweiten Molkerei-Aktionstages rund 30 Molkerei-Standorte und übergaben dort eine Resolution, die Auftrag und Unterstützung für die Molkereien in den Kontraktverhandlungen mit dem Lebensmitteleinzelhandel sein soll. Am 10. Oktober werden die Milchviehhalter entsprechend auch Ladengeschäfte der Handelsketten besuchen.
DMK in Bremen
Die Kernforderung der Milchviehhalter an die Molkereien lautet, alle Mehrerlöse, die jetzt aufgrund einer besseren Marktlage erzielbar sind, sofort und vollständig an die Milchviehhalter weiterzugeben. Die Milchviehhalter baden die Krise noch immer unvermindert und praktisch alleine aus – sie müssen daher jetzt auch umgehend von der verbesserten Marktlage profitieren können. Mindestens 40 Cent/kg Milch müssen durch gute Kontraktabschlüsse möglich gemacht werden, denn auch mit 40 Cent dauert es immer noch mindestens drei bis vier Jahre, bis die in der Krise erlittenen Milliardenverluste auch nur einigermaßen wieder ausgeglichen werden können.
„Ebenso wie Teile der Politik haben auch die Unternehmen und Verbände der Milchindustrie diese Krise ausgesessen und nichts für eine Markterholung unternommen. Die mittlerweile einsetzende Markterholung haben die Milchviehhalter allein dadurch „verursacht“, dass sie sich angesichts anhaltend niedriger Preise in großen Teilen nicht einmal mehr die Betriebsmittel leisten können und reduzieren oder aufgeben müssen“, erklärt BDM-Vorsitzender Romuald Schaber. „Die Milchviehhalter werden die einsetzende Markterholung in den nächsten Wochen weiter stabilisieren und stärken: Sie haben sich sehr zahlreich zur Teilnahme am europaweiten Programm entschieden, das die Milchviehhalter entschädigt, die auf Antrag ihre Milchmengen reduzieren. Wir erwarten daher, dass Molkereien und Handel bei den laufenden Kontraktverhandlungen nun endlich ebenfalls Verantwortung übernehmen. Die Molkereien müssen in ihren laufenden und demnächst anstehenden Kontraktabschlüssen deutlich bessere Ergebnisse erzielen. Es ist nur recht und billig, dass jeder Cent Mehrerlös umgehend und vollständig bei den Milchbauern ankommt.“
Völlig inakzeptabel ist die Aussage des Milchindustrie-Verbands MIV, dass angesichts laufender Kontrakte und Zahlungsziele erst mittelfristig mehr Geld an die Milchviehhalter ausbezahlt werden könne. Es darf nicht sein, dass Preissenkungen sofort, Preissteigerungen aber erst mit Zeitverzug an die Milchbauern weitergegeben werden. Unterschlagen wird in der Argumentation des MIV, dass nur ein Teil der Milchprodukte über längerfristige Kontrakte verkauft wird. Bereits jetzt erzielen die Molkereien deutliche Mehrerlöse – 40 Cent müssen daher auch für die Milchviehhalter realisierbar sein.
Am 10. Oktober werden die Milchviehhalter im zweiten Schritt Handelsgeschäfte besuchen, die stellvertretend für alle Handelsketten stehen – als Verhandlungspartner der Molkereien. Die Milchbauern wollen verdeutlichen: In der jetzigen Situation kann und muss Jeder seinen Teil für eine Verbesserung der Situation der Milchviehhalter beitragen!
Im Detail – Die Forderungen der Resolution:
Die Forderungen an die deutschen und europäischen Molkereiunternehmen:
- Die deutlich verbesserte Marktsituation auf dem Milchmarkt muss für eine deutliche Verbesserung der Abgabepreise ALLER Milchprodukte genutzt werden! Alle Molkereiunternehmen sind gefordert, mit ihren Abnehmern deutlich höhere Abnahmepreise zu vereinbaren – dies gilt für anstehende Neuabschlüsse wie auch für laufende Kontrakte, die umgehend entsprechend nachverhandelt werden müssen!
- Keine Preiszugeständnisse für den Handel im Poker um Regalanteile! Jeder Mehrerlös muss jetzt bei den Milchviehhaltern ankommen und darf in dieser für die Milchbauern nach wie vor extremen Situation nicht zur Verbesserung der Marktpositionierung beim Handel landen.
- Keine kurzfristige Verlagerung der Produktion auf Milchprodukte, die im Moment höherpreisig gehandelt werden. Dies würde nur erneuten Preisdruck im jeweiligen Segment erzeugen.
- Die erzielbaren Mehrerlöse müssen vollständig und umgehend an die Milchviehhalter durchgereicht werden. Ein auch nur teilweises Einbehalten durch die Molkerei zur Schaffung von Rücklagen im Unternehmen kann frühestens nach dem Ausgleich der entstandenen Milliardenverluste für die Milchbauern akzeptiert werden!
- Mindestens 40 Cent Grundpreis je Kilogramm Rohmilch sind umgehend anzustreben und notwendig, um die durch die Krise erlittenen Milliardenverluste in einem überschaubaren Zeitraum (immerhin drei bis vier Jahre!) auch nur einigermaßen ausgleichen zu können[1]).
- Die Milchviehhalter müssen in ihrem Bestreben unterstützt werden, schnellstmöglich ein wirkungsvolles Sicherheitsnetz für den EU-Milchmarkt zu schaffen, mit dem künftig Milchmarktkrisen frühzeitig und präventiv entgegengewirkt werden kann.
[1] Eine Rücklagenbildung ist damit immer noch nicht möglich.
Nachtrag:
Warum fand die Molkerei-Aktion an vielen Orten erst um 20 Uhr statt?
- Die Milchviehhalter stecken noch in den Erntearbeiten und können angesichts der Krise noch schlechter von ihren Höfen weg als sonst. Daher 20 Uhr – nach getaner Arbeit auf dem Feld und im Kuhstall.
- Gleichzeitig als Signal an die Molkereien, dass es bei dieser Aktion nicht darum geht, sie in ihrer Arbeit zu behindern. In den Abendstunden ist dieses Risiko deutlich geringer. Im Gegenzug erwarten die Milchviehhalter ein gewisses Entgegenkommen von den Geschäftsführern/Vorständen und nach Möglichkeit auch ihre Präsenz.
Frischli, Rehburg-Loccum
DMK, Bremen
DMK, Hohenwestedt
Bergader, Waging am See
Hochland, Kreisteam WM-SOG
In der Gemeinde Horben, 650 Meter über Freiburg, gab es am Abend ein Unterstützungs-Feuer.
Medienecho:
http://www.topagrar.com/news/Rind-Rindernews-BDM-Aktionen-vor-rund-30-Molkereien-4783875.html
http://www.agrarheute.com/dlz/news/bdm-bauern-besuchen-rund-30-molkereien
http://www1.wdr.de/nachrichten/westfalen-lippe/milchbauern-demonstrieren-100.html
http://www.agrarheute.com/news/milchkrise-bdm-bauern-besuchen-rund-30-molkereien
https://www.emderzeitung.de/landkreis-aurich/~/minister-macht-milchbauern-wenig-hoffnung-314337/