(Berlin) Dass sich mit Blick auf die Beschlüsse der AMK bei den Verbänden der Ernährungsindustrie und beim Bauernverband die Nackenhaare sträuben und eine massive Protestwelle losbricht, war absehbar.Wer bis jetzt wie Bundesagrarminister Schmidt immer noch darauf setzte, dass die Branche dies unter sich regeln sollte, wird mit diesem Protest-Verhalten überdeutlich darauf hingewiesen, dass große Teile der Branche wenig bis kein Interesse daran haben, dass die Ursache dieser Krise – das Problem der Übermengen – aktiv angegangen wird.
Absehbare Branchen-Reaktionen auf Beschlüsse der Agrarministerkonferenz: Beitrag zur Lösung nicht von denjenigen zu erwarten, die Teil des Problems sind
Diese ersten Reaktionen machen nur noch deutlicher, wie dringend es tatsächlich staatliche Beschlüsse braucht – unabhängig davon, ob man das als Königsweg ansieht oder nicht. „Dass gerade die, die Teil des Problems sind, nicht zur Lösung der Milchmarktkrise beitragen werden, ist keine große Überraschung“, erklärt BDM-Vorsitzender Romuald Schaber. Diejenigen, die jetzt massiv gegen die Beschlüsse der Agrarministerkonferenz protestieren, haben lange die Krise geleugnet und schließlich trotz Eingeständnis der Krisensituation noch immer alles verhindert, was zur Lösung der Krise hätte beitragen können. Auch deren „Alternativ“-Vorschläge wie Liquiditätshilfen und Nutzung von Warenterminbörsen sind so wenig neu wie wirkungsvoll. Angesichts der verheerenden Situation auf den Milchviehbetrieben muss aber erkannt werden, dass jetzt neue Lösungen gefordert sind, die über das, was bisher schon unternommen wurde, hinausgehen. Wer sich gegen alles stellt und keine Veränderung haben will, will offenkundig auch keine Veränderung der aktuellen Situation.“
Mut, offenes Denken und konstruktive Mitarbeit sind jetzt mehr denn je gefragt. „Wir sind den Länderministern sehr dankbar, die diesen deutlichen Vorstoß zur Krisenlösung gegen alle Widerstände unternommen haben. An Bundesminister Schmidt liegt es nun, diesen aufzugreifen und sich im Sinne einer europäischen Lösung zur Eindämmung der Milchmengen einzusetzen. Viele europäische Länder haben in den vergangenen Monaten einen Vorstoß auf EU-Ebene unternommen und signalisiert, eine freiwillige Mengenreduktion gegen Entschädigung mittragen zu wollen und EU-Kommissar Phil Hogan hat dafür die Voraussetzungen geschaffen“, so Schaber. „Dass diejenigen, die nach Liquiditätshilfen rufen, im gleichen Atemzug erklären, eine freiwillige Mengenreduktion gegen Entschädigung sei nicht finanzierbar, ist der blanke Hohn. Mehrere Hundert Millionen Finanzmittel für Liquiditätshilfen sind angesichts Milliarden-Verlusten bei den Milchbauern nicht mehr als ein Tropfen auf den heißen Stein. Setzt man die gleichen Mittel ein, um eine Marktbereinigung anzuschieben, kann ein Vielfaches an Wirkung erzielt werden.“
„Wir wollen und wir können das“, erteilt BDM-Vorsitzender Romuald Schaber auch den ewigen Bedenkenträgern, die meinen, eine freiwillige Mengenreduktion gegen Entschädigung sei nicht machbar, eine Absage. Eine Reduzierung um 2-3% ist alleine über das Futtermanagement (z.B. Reduzierung des Kraftfutters) problemlos machbar. Stellt man den finanziellen Einbußen, die eine Reduzierung um wenige Prozentpunkte mit sich bringt, die Ersparnis bei den Futterkosten, die Entschädigung sowie die erzielte Preissteigerung für die Gesamtmenge gegenüber, dann müssten gerade Betriebe, die investiert haben, ein hohes wirtschaftliches Interesse daran haben, dass ein derartiges Krisen-Instrument umgesetzt wird. Um den Milchmarkt effektiv und schnell entlasten zu können ist es aber auch wichtig, gleichzeitig die EU-Milchanlieferung zeitlich begrenzt zu deckeln. So wird verhindert, dass freiwillige Mengenrücknahmen einzelner Unternehmen durch die Mehrmengen anderer ausgehebelt werden.