Circa 70 Zuhörer hatten sich Ende Januar im Peißenberger Gasthaus Post eingefunden, um mit Vertretern der im Bundestag sitzenden Parteien vor der anstehenden Bundestagswahl ins Gespräch zu kommen. Hierzu hatten der BDM gemeinsam mit der Kreisebene des Bayerischen Bauernverbands die Direktkandidaten im Wahlkreis Weilheim eingeladen.
Podiumsdiskussion im Zeichen der Bundestagswahl
Der Einladung gefolgt waren die Direktkandidaten Christian König für Bündnis 90/Grüne, Michael Marksteiner für die Freien Wähler und Jürgen Speer für die Liberalen. Maria Noichl, bekannte Europaabgeordnete aus Oberbayern vertrag des sozialdemokratischen Direktkandidaten Clemens Meikis. Christoph Maier vertrat für die AfD Stephan Protschka, MdB, der in Berlin ebenso unabkömmlich war wie Martina Englhardt-Kopf, MbB, die den direkt kandidierenden Alexander Dobrindt ersetzen sollte.
Die Moderation des kurzweiligen Abends erfolgte durch Josef Berchtold, Bio-Milchbauer und freier Redakteur. Nach einer kurzen Vorstellungsrunde wurde gefragt, wie sich die Kandidaten die Landwirtschaft im Landkreis/Wahlkreis in zehn Jahren vorstellen würden. Hier waren sich alle Teilnehmer einig, dass die Kulturlandschaft in den beiden Landkreisen Weilheim- Schongau und Garmisch-Partenkirchen unbedingt so erhalten müsse und daher die Anbinde- und Kombihaltung essentiell für das Überleben dieser Landschaft sei.
Weitere Themen der Diskussion waren die niedrigen Erzeugerpreise, die auch durch die wachsende Abhängigkeit von staatlichen Zuwendungen nicht kompensiert werden können, die Stärkung der Grünlandbetriebe, die Verbesserung der Marktstellung der Landwirte und die Zukunft des Mercosur Abkommen. Kontroverse Ansichten zwischen den Kandidaten gab es zum Thema „EU“, aber auch zum Thema Agrardiesel.
Für die SPD machte Maria Noichl deutlich, dass Agrarmarkt funktionieren müssten und öffentliche Gelder primär für öffentliche Leistungen und nicht als Einkommenssicherung gezahlt werden sollten. Weiterhin beklagte sie die Spaltung der Gesellschaft – Landwirtschaft sowie Umwelt- und Naturschutz seien keine Gegensätze, sondern zwei Seiten ein und derselben Medaille, so Noichl. Im Hinblick auf Mercosur verwies sie auf die kleinen Bauern beispielsweise in Brasilien, die immer mehr unter Druck geraten, beziehungsweise von Großbetrieben verdrängt würden. Sie persönlich habe gegen das Abkommen gestimmt, sehe aber gewisse Ansätze welche pro Mercosur sprächen. Grundsätzlich unterstrich sie, dass Subventionen ein Marktversagen nicht heilen könnten. Zwar solle Grünland ihrer Meinung nach mehr gefördert werden, allerdings stelle sich die Frage wo in Zukunft das Geld herkommen solle? Beim Agrardiesel fordert Noichl einen Erhalt der Rückvergütung, allerdings mit einem Deckel bei 10.000 bzw. 15,000 Litern.
Für die Grünen machte Christian König deutlich, dass Landwirte nicht mehr als schwächstes Glied in der Kette verharren sollten und daher der Art 148 der GMO in nationales Recht umgesetzt werden sollte. König bekannte sich ebenso zum Prinzip, öffentliche Gelder nur für öffentliche Leistungen auszuschütten und die Bürokratie abzubauen. Betriebe in der Region könnten auch durch Klimaschutz gestärkt werden, beispielsweise durch mehr Agri-PV. Es folgte ein klares Bekenntnis zur Kombihaltung. Ebenso klar war die Unterstützung des Mercosur Abkommens, da Handel ist immer positiv sei. Allerdings müsse eventuell für ein besseres Abkommen weiterverhandelt werden. Der Agrardiesel solle nur wieder eingeführt werden, wenn Geld da sei.
Der Kandidat der Freien Wähler lehnt sich überraschend oft an die SPD-Position an. Die Unterstützung des Artikels 148 GMO ist hier ebenso zu erwähnen wie die Ablehnung von Mercosur. Dies sieht Michael Marksteiner als große Gefahr für die Landwirtschaft, aber auch als große Chance für viele Unternehmen. Die Umsetzung des Artikels 148 alleine reiche allerdings nicht aus, seiner Meinung nach wäre ein Preiskorridor denkbar, wer diesen vorgeben könne weiße er allerdings nicht. Der Agrardiesel solle laut dem FW-Vertreter wieder eingeführt werden; die EU benötige dringende Reformen.
Jürgen Speer, BDM-Milchviehhalter und liberaler Direktkandidat, forderte ebenso, die Marktmacht der Milcherzeuger zu stärken und hielt ein Plädoyer für die EU. Diese müsste allerdings für gleiche Rahmenbedingungen EU weit sorgen. Ihm schwebt eine Entlohnung der Betriebe durch die Gesellschaft ohne Subventionen und eine Abkehr vom Gießkannenprinzip vor. Handel betrachtet Speer grundsätzlich positiv, dies gelte auch für Mercosur, allerdings sei zu bedenken, dass die EU sich grundsätzlich selbst mit Futtermittel versorgen könne. Es müssen beim Thema Mercosur damit aufgehört werden, Brachen gegeneinander auszuspielen.
Für Christoph Maier (AfD) ist die Lebensmittelsicherheit/Versorgungssicherheit ein zentrales Thema. Die Märkte müssten abgeschottet werden, wie es lange Jahre bei den Zuckerrüben der Fall war sehr gut funktioniert habe. Wirrer wurde es bei der Forderung, der Staat müsse gewisse Kontingente vorgeben, um Planungssicherheit zu schaffen. Das Volksbegehren „Rettet die Bienen“ sollte rückgängig gemacht werden. Mercosur ist für die AfD ein billiger Versuch, die Industrie zu retten und dafür Landwirte zu opfern. Bekannte Töne gab es zur EU: Diese sei nicht demokratisch, Kommissionspräsidentin von der Leyen nicht gewählt und habe auf all ihren vorherigen Positionen versagt.