An einer spontanen, kurzfristig über soziale Netzwerke organisierten Aktion vor dem Käsewerk von Deutschlands größter Molkerei in Edewecht beteiligten sich am Montagabend vergangener Woche über 120 Bäuerinnen und Bauern mit ca. 60 Treckern.
NI: Bauern demonstrieren beim DMK-Käsewerk in Edewecht
Grund für den Unmut war der katastrophal niedrige Auszahlungspreis des Deutschen Milchkontors. Er liegt immer noch bei 20 Cent, fünf Cent unterhalb des Durchschnitts der großen europäischen Molkereien und auch weit unter dem Niveau der anderen Molkereien in der Region. Ca. vier Stunden lang behinderten die aufgebrachten Landwirte die Milchanlieferung. Trotz der schlimmen Situation auf den Höfen blieben die Milcherzeuger nach Angaben der Polizei friedlich und gesprächsbereit. Unter den wartenden Kollegen, zum überwiegenden Teil junge BetriebsnachfolgerInnen, ergaben sich gute, ermutigende Gespräche. Es ist einfach wichtig, zusammenzukommen und sich auszutauschen, anstatt isoliert auf den Höfen jeder für sich allein ums Überleben zu kämpfen. Auf Bitten der DMK-Verantwortlichen wurde schließlich eine Delegation aus je einem Vertreter von Landvolk, Landjugend, BDM und AbL gebildet, die mit dem Werksleiter und einem Mitglied des DMK-Vorstands verhandelte. Auf den Vorwurf, die Aktion schade den DMK-Lieferanten und auch den demonstrierenden Bauern selbst, erwiderten diese, wie sehr der immer niedrige DMK-Milchpreis und die Weigerung der Molkerei, Maßnahmen zur Milchmengenreduzierung zu ergreifen, bereits seit Jahren allen Lieferanten geschadet habe. Die Vertreter der Bauern forderten vom DMK eine sofortige, deutliche Erhöhung des Auszahlungspreises und wesentlich bessere Ergebnisse bei den anstehenden Verhandlungen mit dem Einzelhandel. Diese Forderungen sollten an die Molkereiführung weitergeleitet werden. Gegen 00.30 Uhr wurde die Aktion beendet, und die Trecker zogen wieder ab. Das DMK reagierte am nächsten Tag auf die vielen Presseberichte über die Aktion mit einer beschwichtigenden Presseerklärung, in der Hoffnung auf steigende Auszahlungspreise gemacht und die Selbstheilungskräfte des Marktes beschworen wurden. Allerdings kündigte das Unternehmen dann einige Tage später entgegen bisherigen Plänen doch eine Erhöhung des Milchgeldes für September um 2,2 Cent an. Das macht deutlich, wie richtig es ist, immer wieder mit mutigen Aktionen auf die Situation der Milchbauern aufmerksam zu machen. Das zeigt sich auch am Erfolg der gleichzeitigen Blockadeaktionen französischer Kollegen bei der Molkerei Lactalis, mit der diese zur Anhebung des Preises auf das Niveau anderer französischer Molkereien gezwungen wurde.
Ottmar Ilchmann