Für die nächste Milchgeldabrechnung zeichnet sich erneut weiteres Ungemach für die milchviehhaltenden Betriebe ab. Vor allem die so genannten Leuchttürme der Molkereiwirtschaft haben Erzeugerpreisrückgänge von 2 Cent/kg Milch angekündigt – obwohl innerhalb der Branche niemand ernsthaft in Zweifel zieht, dass auf den bäuerlichen Betrieben ganz im Gegenteil deutlich höhere Preise benötigt werden.
Sinkende Milchpreise – wo bleibt der Branchengedanke?
Zu Recht stellen sich die Milchviehhalterinnen und Milchviehhalter aus Sicht des Bundesverbands Deutscher Milchviehhalter BDM e.V. die Frage, ob und inwiefern diese Preissenkungen tatsächlich mit der aktuellen Marktlage marktwirtschaftlich begründbar sind.
„Wir sind erstaunt, dass diese Frage im Zuge der Preissenkungen bei den aktuellen und letzten Kontraktabschlüssen der Molkereien mit dem Lebensmitteleinzelhandel auch vom Bauernverband gestellt wird“, erklärt BDM-Vorsitzender Stefan Mann.
„Eigentlich arbeiten die Molkereiwirtschaft und der Bauernverband im Rahmen ihrer Sektorstrategie 2030 eng zusammen – angeblich um die Probleme des Milchmarkts auf Branchenebene zu lösen. Und es steht außer Frage, dass die fehlende Wertschöpfung und fehlende Wirtschaftlichkeit der Betriebe zentrale Probleme sind, die es zu lösen gilt. Wir können jedoch nicht erkennen, dass es im Rahmen dieser Sektorstrategie 2030 irgendeinen Ansatz dafür gibt, dass sich die Milcherzeugerpreise erhöhen könnten. Stattdessen haben sich die Präsidenten und Vorstände der hier vertretenen Verbände bisher in engem Schulterschluss vor allem auf Maßnahmen verständigt, die weitere Kosten für die Milchviehbetriebe bedeuten: sei es die Branchenkommunikation, die letztlich von den Milchviehhalterinnen und Milchviehhaltern zu bezahlen ist oder weitere Nachhaltigkeitsmodule für QM-Milch“, kritisiert Mann.
„Wenn sich jetzt DBV-Milchpräsident Karsten Schmal über die angekündigten Milchpreissenkungen der Molkereien aufregt, ist das nicht glaubwürdig. Wer zuerst alle marktwirtschaftlichen Überlegungen, wie die Bäuerinnen und Bauern eine bessere Marktstellung und eine höhere Wertschöpfung erzielen können, vom Tisch wischt, darf sich hinterher nicht verwundert zeigen, wenn alles genauso weiterläuft wie bisher. Der DBV hat daran mit aller Kraft mitgewirkt“, stellt Stefan Mann fest. „Von einer Lösung der Marktprobleme der Milchviehbetriebe, die von der Molkereiindustrie mitgetragen wird, sind wir weit entfernt.“
„Die Bäuerinnen und Bauern müssen sich schon selbst auf die Hinterbeine stellen, wenn sie sich mit einem „Weiter so wie bisher“ nicht abfinden wollen. Auf ihre Marktpartner dürfen sie keine großen Hoffnungen setzen, das wird einmal mehr deutlich“, unterstreicht der BDM-Vorsitzende.